Grundlagen des geistlichen Lebens (Teil 1)

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Für die nächsten Tage verlassen wir den üblichen Rahmen der täglichen Schriftauslegungen zugunsten eines Exkurses. Wie unsere Hörer sicher bemerkt haben, lege ich, Bruder Elija, besonderen Wert auf die geistliche Schulung. Es liegt mir sehr daran, daß die Menschen, wenn sie den Herrn gefunden haben, auch einen klaren geistlichen Weg der Nachfolge Christi gehen. Das ist der Weg der Heiligkeit, auf den wir alle gerufen sind. Dieser ist sowohl für die Fruchtbarkeit unseres persönlichen Lebens entscheidend, als auch für die Mission der Kirche, welche das Evangelium zu allen Völkern tragen soll.

Im Monat Oktober begegnen uns zwei Heilige Karmelitinnen, die in besonderer Weise den »inneren Weg« gegangen sind, beide mit dem Namen »Teresa«: die heilige Teresa von Avila und Therese vom Kinde Jesu, aus Lisieux.

Teresa von Avila betont in ihren Schriften, daß alle mystischen Erfahrungen mit der Lehre der katholischen Kirche übereinstimmen müssen, um authentisch zu sein. Das ist richtig, um einen gesunden inneren Weg zu gehen und soll auch für meine Ausführungen gelten.

Für diejenigen, die gewohnt sind, den täglichen Ansprachen über die Lesung oder das Evangelium vom Tag zu folgen, werden wir jeweils am Beginn des schriftlichen Textes die entsprechenden Links anzeigen.

Die Lesungen des heutigen Tages und die jeweilige Ansprache:

Gal 1,13-24:            https://elijamission.net/2020/10/06/

Evangelium: Lk 10,38-42:           https://elijamission.net/2021/10/05/

Die gesunde Grundlage des geistlichen Lebens

Das geistliche Leben, welches wir als ein »Wachsen in der Liebe« bezeichnen können, wird in der klassischen mystischen Theologie in drei Phasen beschrieben: der Weg der Reinigung, der Erleuchtung und der Vereinigung. Dieser Weg steht jenen Menschen offen, die dem Ruf Gottes aufrichtig folgen. Der Heilige Geist, der die Liebe des Vaters und des Sohnes ist, wirkt in unseren Herzen, um uns nach dem Bilde Christi zu verwandeln. Der Mensch, der “aus dem Wasser und dem Geist” (Joh 3,5) wiedergeboren ist, formt sich unter seinem milden Einfluß und wird fähig, die Liebe Gottes immer mehr in sich aufzunehmen, in ihr zu leben und zu wirken – also ein wahrhaft liebender Mensch zu werden.

Für diesen gnadenhaften Weg der Nachfolge Christi ist es zunächst wichtig, ihn auf ein sicheres und stabiles Fundament zu stellen, das immer gegenwärtig bleibt. Auch ein Jünger, welcher der Einladung Christi gefolgt ist, hat deswegen noch nicht die Schwächen seiner menschlichen Natur überwunden und braucht den beständigen Beistand Gottes. Er soll auf diesem Pfad weder zu Schaden kommen noch sich verirren! Deshalb ist es ein großes Geschenk, wenn uns ein geistlich erfahrener Mensch zur Seite stehen und uns guten Rat geben kann. Sollte sich kein entsprechender Lehrer finden – was leider oft der Fall ist – reicht uns die Kirche trotzdem viele Hilfsmittel auf dem Weg der Nachfolge, um den Jünger zu stärken und zu belehren. Aus ihrem Schoß kamen nicht wenige erleuchtete geistliche Lehrer hervor, die uns sehr gut und gewissenhaft über den Weg der Nachfolge Christi Kunde geben.

Die sichere und gesunde Basis, auf der unser geistliches Leben aufbaut, um mit großem Vertrauen und mit Freude den Weg der Nachfolge des Herrn beschreiten zu können, ist die Liebe des himmlischen Vaters.

Haben wir die umfassende Barmherzigkeit Gottes in seiner väterlich-zärtlichen Liebe als Grundlage unseres geistlichen Lebens kennengelernt, so begegnen wir auf dem weiteren geistlichen Weg mehr der formenden und erziehenden Liebe Gottes.

Wenn wir zu Gott Vertrauen gefunden haben und bereits zunehmend in der Sicherheit seiner Liebe leben, dann beginnt Gott sein großes Umgestaltungswerk in uns. Jetzt geht es nicht mehr nur darum, in der Freude des gefundenen Glaubens zu leben, sondern am Umwandlungsprozeß des Menschen durch den Heiligen Geist mitzuwirken. Gott möchte, daß wir wieder nach seinem Bild gestaltet werden, welches oft tief verwundet oder gar entstellt ist. In seinem Sohn Jesus Christus zeigt er uns das wahre Bild des Menschen: “Seht, der Mensch!” (Joh 19,5). Durch ihn, mit ihm und in ihm sind wir auf diesen Weg gerufen. Jesus lädt uns auf den Weg der Heiligkeit ein mit den Worten: “Seid vollkommen, wie Euer himmlischer Vater vollkommen ist!” (Mt 5,48).

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