DER HEILIGE PFAD DER FASTENZEIT | Tag 33: “Ecclesia in deserto – Kirche in der Wüste”

Wir haben nun auf unserem Fastenpfad bereits eine lange Strecke zurückgelegt und die Heilige Woche nähert sich.

Die letzten fünf Tage haben wir das ernste Thema des Antichristen betrachtet, der am Ende der Zeiten kommen wird, dessen antichristlicher Geist sich aber zuvor schon in verschiedenen Gestalten und Weisen gegenwärtig macht. Damit haben wir den Abgrund der Bosheit berührt – eine finstere Ausprägung der Abkehr vom lebendigen Gott. Gemäß der Apokalypse des Heiligen Johannes wird es damit enden, daß das Tier (das man interpretiert als ein Bild für den Antichristen) und der falsche Prophet in den Feuersee geworfen werden (Apk 20,9-10).

Dieses Thema soll uns nicht erschrecken, sondern wachsam werden lassen. Die Realität des Bösen in dieser Welt darf weder übersehen werden, noch darf man ihr eine zu große Bedeutung beimessen. Unser Blick sollte vielmehr auf den Herrn gerichtet sein. Erinnern wir uns an ein Wort Jesu aus dem Lukasevangelium. Nachdem er über die endzeitliche Not gesprochen hat, beendet er es mit dem Hinweis auf seine Wiederkunft: “Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.” (Lk 21,27-28)

Hier begegnen wir der großen endzeitlichen Perspektive: Der Herr wird wiederkommen und wir sollen auf seine Wiederkunft vorbereitet sein. Er selbst gibt uns klare Anweisungen: “Nehmt euch in Acht, daß Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren. (…) Wacht und betet allezeit!” (Lk 21,34a.36)

Wir leben also Tag für Tag auf die Wiederkunft des Herrn zu. Besser gesagt: Seine Wiederkunft rückt immer näher. Keiner, außer dem Vater im Himmel, kennt die Stunde, und dennoch gibt uns Jesus Hinweise, wann diese Zeit sehr nahe sein wird (Lk 21,31).

Die Dunkelheit der perversen antichristlichen Herrschaft beendet der Wiederkommende selbst: “Jesus, der Herr, wird ihn durch den Hauch seines Mundes töten und durch das Erscheinen seiner Ankunft vernichten.” (2 Thess 2,8). Deshalb gilt es, auf die Parusie zu warten, die Leidenszeit der gottfeindlichen Herrschaft zu ertragen und ihr im Heer des Lammes mit den geeigneten Waffen entgegenzutreten.

Es ist eine Zeit großer Bewährung! Die Kirche – vom Drachen im Inneren und von außen verfolgt, wird für eine Zeit in die Wüste zu gehen haben, wie es die Apokalypse bildhaft ausdrückt: “Der Frau wurden die beiden Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste an ihren Ort fliegen konnte. Dort wird sie (…) ernährt, fern vom Angesicht der Schlange” (Apk 12,14). »Die Wüste« muß man sich nicht unbedingt als physischen Ort vorstellen – wobei man das auch nicht ausschließen kann -, wohl aber ist sie ein geistiger Ort.

Wenn, wie vorausgesagt, der große Glaubensabfall geschieht und gar weite Teile der Hierarchie miteinbezogen sind, dann werden die Gläubigen äußerlich heimatlos. Die wunderbaren Kirchen und Tempel können dann unter die Herrschaft der vom Herrn abgefallenen Kirche geraten – wie wir es derzeit zeichenhaft in Deutschland erleben – und die Gläubigen müssen Plätze finden, wo sie ihren Glauben ungehindert praktizieren können. Wer ohne Kompromisse an dem überlieferten Glauben festhalten möchte, gerät bereits ins Abseits. Er wird die »Kirche in der Wüste« aufsuchen müssen, um dort Nahrung zu finden, die seine Seele stärkt: Das heilige unverfälschte Wort Gottes zusammen mit der rechten Lehre und dem würdigen Empfang der Heiligen Sakramente, denn die heilige Kommunion kann nicht jedem Menschen unabhängig von seinem Glauben und dem Stand der Gnade gereicht werden.

Doch sind solche Zeiten, auch wenn wir sie nicht herbeisehnen müssen, besondere Herausforderungen für unseren Weg der Nachfolge. Sie sind geeignet, daß wir »das gute Bekenntnis« ablegen und unser Glaube gestärkt wird. In Zeiten der Verfolgung breitet sich oft gerade der Glaube neu aus. Es sind Zeiten, die der Herr nutzt, damit wir alle Lauheit ablegen und echte Zeugen seiner Wiederkunft werden. Mit ihrer äußeren und inneren Bedrängnis helfen sie uns, auch auf unserem geistlichen Weg zu wachsen. Wenn alle Sicherheiten plötzlich in Frage gestellt werden, wir uns nicht mehr auf das stützen können, was uns die ganze Zeit als Sicherheit gedient hat, dann führt der Herr uns dahin, daß er allein unsere Zuflucht und unser Hafen ist.

Die Reinigungsprozesse sinnlicher oder geistiger Natur, wie wir sie zu Beginn unseres Pfades der Fastenzeit angesprochen haben, intensivieren sich, seien es aktive oder passive Reinigungen. Unser Gebet wird  einfacher, wir rufen den Namen des Herrn an und halten an ihm fest, wenn alles zu wanken scheint. So kann der innere Umwandlungsprozeß voranschreiten.

Die Kirche in der Wüste wird – wenn auch in äußerer Armut – die Schätze der Kirche bewahren und daher reich sein. Für sie mag das Wort aus der Apokalypse gelten, welches an den Engel der Gemeinde in Smyrna gerichtet ist: “Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut; und doch bist du reich. Und ich weiß, daß du von solchen geschmäht wirst, die sich als Juden ausgeben; sie sind es aber nicht, sondern sie sind eine Synagoge des Satans.” (Apk 2,9)

Link zur Meditation über die Lesung von heute: https://elijamission.net/2019/01/21/

Link zur Meditation des Tagesevangeliums: https://elijamission.net/2021/03/21/

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