Die Worte des Vaters:
„Seid überzeugt, ihr Menschen, daß ich von aller Ewigkeit an nur einen Wunsch habe: Mich bei den Menschen bekanntzumachen und von ihnen geliebt zu werden; ich wünsche mir, immerfort bei ihnen zu sein.
Wollt ihr einen glaubwürdigen Beweis dieses Wunsches, den ich eben gerade geäußert habe?
Warum habe ich Mose befohlen, das Tabernakel und die Bundeslade zu bauen, wenn ich nicht den brennenden Wunsch gehabt hätte, zu meinen Geschöpfen, den Menschen, zu kommen und als Vater, Bruder und vertrauter Freund bei ihnen zu leben?
Dessen ungeachtet vergaßen und beleidigten sie mich unzählige Male. Und damit sie sich, trotz allem, an Gott, ihren Vater, und dessen einzigen Wunsch, sie zu retten, erinnern, gab ich Mose meine Gebote, denn durch die Einhaltung derselben, konnten sie sich an den unendlich guten Vater erinnern, der nur auf ihr gegenwärtiges und zukünftiges Heil bedacht war.
Dies alles geriet wieder in Vergessenheit, und die Menschen versanken in Irrtümer und Furcht, weil sie es für zu mühsam hielten, die Gebote so zu befolgen, wie ich sie Mose übergeben hatte. Sie machten sich andere Gesetze, die ihren Lastern mehr entsprachen und die sie deshalb leichter befolgen konnten. In ihrer übertriebenen Furcht, die sie vor mir hatten, vergaßen sie mich mit der Zeit immer mehr und überhäuften mich mit Beschimpfungen.
Und doch war meine Liebe zu diesen Menschen, die Liebe zu meinen Kindern, keineswegs erloschen. Als ich festgestellt hatte, daß weder die Patriarchen noch die Propheten imstande waren, mich bei den Menschen bekanntzumachen und es ihnen nicht gelungen war, die Menschen dazu zu bringen, mich zu lieben, beschloß ich, selbst zu kommen.“
Soweit die Worte des Vaters
Wie oft habe ich es bei den täglichen Auslegungen und auch sonst in meinem Leben wahrgenommen, daß die Lesungen der Heiligen Schrift Antworten und Weisungen für die konkrete Situation gegeben haben. Jetzt erlebe ich es auch so – zu meiner Freude und dankbar – mit der Auslegung der Vaterbotschaft, die sehr gut in unsere derzeitige Situation hineinspricht.
Heute können wir zunächst darüber nachdenken, welchen Beweis der Vater uns gibt, um seinen Willen aufzuzeigen, daß er bei uns sein will. Das Tabernakel und die Bundeslade wurden gebaut, um seine Nähe zu uns aufzuzeigen. Um wieviel mehr ist der Herr heute in den Tabernakeln der Kirche gegenwärtig, und wie oft vergessen ihn die Gläubigen! Was konnte uns der Herr, zusammen mit dem Heiligen Geist und seinem Wort, anschaulicher hinterlassen, als seine heilige Gegenwart in der Eucharistie? Wie sinnfällig und deutlich wird dies, wenn wir als Katholiken vor der Gegenwart des Herrn das Knie beugen!
Gerade in der gegenwärtigen Krise sollten wir uns an seine Anwesenheit im Tabernakel erinnern und den Herrn besonders dort aufsuchen. Vielleicht hat der Herr es zugelassen, daß uns seine Gegenwart teilweise entzogen wird, weil wir Katholiken diese seine besondere Nähe immer weniger schätzen. Die Gegenwart des Herrn im Tabernakel ist ein besonderes Gut der katholischen Kirche. Weder die Protestanten noch andere kirchliche Gemeinschaften kennen diese so vertraute Weise seiner Gegenwart. Bei unseren orthodoxen Geschwistern wird die Aufbewahrung der heiligen Eucharistie anders gehandhabt.
Als Vater, Bruder und Freund will Gott bei uns leben. Welch eine wunderbare Zusage. All diese Formen der Liebe, wie wir sie in unserem menschlichen Leben erfahren, haben in Gott ihren Ursprung und leben von ihm. Wer braucht nicht manchmal einen Freund, dem er alles anvertrauen kann, jemanden, der zuhört und einen verstehen kann. Sollten wir einen solchen Freund im Leben haben, sind wir schon gesegnet. Aber ungleich mehr geschieht dies, wenn wir auch unseren Vater als Freund entdecken! Da erschließt sich in der Beziehung zu ihm noch einmal eine neue Dimension der Vertrautheit. Nicht nur wir sind gerufen und geehrt, als Freunde des Herrn zu leben, sondern Gott will auch unser Freund sein.
Auch die Dimension des „Bruders“ bietet er uns als selbstverständliche Beziehung der Liebe an. Mag sich das in den menschlichen Beziehungen nicht immer adäquat widerspiegeln, so aber doch in der Beziehung zu unserem Herrn! Die Bruderschaft im Blut ist ja eine seinsmäßige selbstverständliche Vertrautheit, die auf der natürlichen Ebene darin begründet liegt, daß man gemeinsame Eltern, eine gemeinsame Familie hat. Die Bruderschaft auf geistlicher Ebene bezieht sich darauf, daß wir einen gemeinsamen himmlischen Vater haben und ihm dienen. Die höchste Form ist, daß Gott selbst sich mit uns in der Menschwerdung des Sohnes verbrüdert!
Bleibt für uns heute noch die Begründung, warum uns der Herr die Gebote von außen gab.
Sie waren nicht mehr in den Herzen der Menschen lebendig, sie vergaßen den Herrn und seine Gebote. Stattdessen wurde der Herr beleidigt. Die Gebote waren ihnen zuvor zu mühsam, und sie machten sich eigene, welche ihren Lastern entsprachen und gerieten immer mehr in Verwirrung.
Ist das nicht ein ziemlich genaues Spiegelbild des Zustandes der Welt von heute? Macht man sich nicht eigene Gebote, um den ungezügelten Neigungen nachgeben zu können, sie gar zu rechtfertigen? Dieser Geist ist sogar in unsere Kirche eingezogen und schwächt sie, dem „Sohn des Verderbens“, entgegenwirken zu können, welcher der Wiederkunft Christi vorausgeht und die Welt verführen möchte.
Muß uns der Herr aus Liebe nicht durch Zurechtweisungen daran erinnern? Trotz allem hat er seine Liebe zu uns niemals aufgegeben und wird es auch in Zukunft nicht tun. Er kam in seinem Sohn. Wie wird er sich jetzt noch verständlicher machen? In seiner baldigen Wiederkunft?
Komm, Herr Jesus Maranatha!
Harpa Dei begleitet gesanglich die täglichen Schriftauslegungen bzw. geistliche Lehre von Br. Elija, ihrem geistlichen Vater . Diese Meditationen kann man auf folgender website hören: https://www.elijamission.net