1 Kor 10,31-33 und 11,1
Brüder! Ob ihr eßt oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes! Gebt weder Juden noch Griechen, noch der Kirche Gottes Anlaß zu einem Vorwurf! Auch ich suche allen in allem entgegenzukommen; ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit sie gerettet werden. Nehmt mich zum Vorbild, wie ich Christus zum Vorbild nehme!
Es ist entscheidend, daß das Wort Gottes wirklich bei uns ankommt und uns zur Änderung des Lebens veranlaßt. Jeder ist gerufen, das Wort Gottes so in sich wirken zu lassen, daß es reiche Frucht bringt.
Jeder Satz des Heiligen Paulus könnte zu einer Maxime werden.
“Tut alles zur Verherrlichung Gottes!”
Wenn wir das umsetzen, dann befolgen wir gleichzeitig den Rat des Heiligen Benedikt, daß wir uns immer der Gegenwart des Herrn bewußt sein sollen. Was fällt da alles ab! Und was gewinnen wir! Wie sehr wird sich unser Leben ändern, sei es in der Wachsamkeit, alles zu meiden, was dem Herrn mißfallen könnte (das bewirkt die Gabe der Gottesfurcht), sei es in der Suche nach allem, was ihn erfreuen könnte (das bewirkt die Gabe der Frömmigkeit)!
Dieser Weg der inneren Loslösung führt uns in die große Freiheit, die der Herr seinen Kindern schenken möchte; ein Weg mit großer Achtsamkeit auf die Führungen des Heiligen Geistes. Wir können mit diesem Gedanken aufwachen, den Tag beginnen und am Abend unsere Gewissenserforschung machen, ob wir den »goldenen Faden des Tages« gefunden oder verloren haben; vernachlässigt oder vielleicht auch vergessen haben, weil uns so viel anderes in den Sinn gekommen ist. Es ist nicht so leicht, wie es sich zunächst anhört, wenn wir das ganz bewußt zu tun versuchen.
Nehmen wir einen anderen Satz der Lesung heraus:
“Auch ich suche allen in allem entgegenzukommen; ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit sie gerettet werden.”
Auch diese Haltung kann unser ganzes Leben bestimmen! Was für eine Loslösung vom eigenen Ich! Paulus ist erfüllt vom Wichtigsten, nämlich Menschen zu Christus zu führen, und alles andere ordnet sich dem unter. Es wird ihm zur Leitlinie.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, daß er uns auf das Wesentliche aufmerksam macht. Es brennt ein Feuer in ihm, weil er helfen will, daß die Menschen gerettet werden.
Wie würde der Heilige Paulus wohl heute die Situation in großen Teilen der Kirche einschätzen? Hat jener Seeleneifer nachgelassen, der so viele Missionare – auch nach ihm – erfüllt hat? Ist dieser Seeleneifer heute nicht mehr so wichtig? Müssen die Menschen heute nicht mehr gerettet werden? Kann nicht jeder mehr oder weniger auf seine eigene Weise, in seiner eigenen Religion oder persönlichen Weltanschauung selig werden? Manchmal hat es den Anschein, als sei das heute mehr und mehr die Richtung in der Kirche.
Nein, es bleibt dabei: Die authentische Verkündigung des Evangeliums ist neben der eigenen Heiligung die zentrale Aufgabe jedes Christen. Sie dient der Verherrlichung Gottes.
Deshalb gilt es, in dem uns gegebenen Rahmen das Ganze in den Blick zu nehmen, wie es uns der heilige Paulus empfiehlt. Das Ganze in den Blick nehmen, heißt: Was kann dem anderen Menschen am meisten helfen, daß er dem Evangelium begegnet? Was ist meine Aufgabe dabei?
Auch wenn wir sicher nicht in jeder Situation das Evangelium verkünden müssen, weil wir fürchten, jemand könnte verlorengehen, oder weil wir vielleicht übereifrig sind, so ist doch unsere innere Wachsamkeit gefragt, das Wort weiterzugeben, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist.
Wir dürfen nicht vergessen: Auch unsere guten Taten, die zweifellos ihren Wert in sich selbst haben, vollenden sich erst dann, wenn die Menschen erkennen, daß Gott der Urheber unserer guten Taten ist, und er dafür gepriesen wird und somit für den Menschen der Weg zu Gott offener ist. Sonst besteht die Gefahr, daß wir selbst mit unseren guten Taten in den Mittelpunkt rücken und nicht mehr Mittler zu Gott sind. “So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.” (Mt 5,16)
Lernen wir vom Heiligen Paulus, uns vom Wort Gottes so treffen zu lassen, daß wir unser ganzes Leben in den Dienst Gottes stellen!