Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu: Gott sucht nach seinen Schafen

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Ez 34,1-16

So spricht Gott, der Herr: Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern. Wie ein Hirt sich um die Tiere seiner Herde kümmert an dem Tag, an dem er mitten unter den Schafen ist, die sich verirrt haben, so kümmere ich mich um meine Schafe und hole sie zurück von allen Orten, wohin sie sich am dunklen und düsteren Tag zerstreut haben. Ich führe sie aus den Völkern heraus, ich hole sie aus den Ländern zusammen und bringe sie in ihr Land. Ich führe sie in den Bergen Israels auf die Weide, in den Tälern und an all den bewohnten Orten des Landes. Auf gute Weide will ich sie führen, im Bergland Israels werden ihre Weideplätze sein. Dort sollen sie auf guten Weideplätzen lagern, auf den Bergen Israels sollen sie fette Weide finden. Ich werde meine Schafe auf die Weide führen, ich werde sie ruhen lassen – Spruch Gottes des Herrn. Die verlorengegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist.

Schon im Alten Bund hat Gott mit den wunderbarsten Bildern und Taten den Menschen zu vermitteln versucht, wie groß seine Liebe zu ihnen ist. Dies scheint allerdings zu einem der schwierigsten Dinge zu gehören! Gott versucht auf allen möglichen Wegen uns diese Liebe zu zeigen, sie uns verstehen zu lassen und uns einzuladen, in dieser Liebe zu leben und in ihr Sicherheit zu finden. Das ist auch die große Einladung am heutigen Hochfest: wieder neu zu entdecken, daß das Herz Jesu brennt vor Liebe zu uns!

Es ist nicht etwa so, als ob der Herr müde wäre, uns immer wieder seine Liebe zuzusichern und es quasi nur aus therapeutischen Gründen tun würde. Nein, es entspricht seinem Wesen, uns die Liebe zu erklären und sie zu zeigen, denn “Gott ist Liebe” (1 Joh 4,8)! Das müßte doch für uns Menschen eigentlich das Allerselbstverständlichste sein! Doch es ist leider oft nicht so. Wir haben die Liebe Gottes bisher wohl noch recht wenig erkannt, obwohl sie uns immer umgibt.

Heute spricht der Herr in den anrührendsten Worten zu seinem Volk und steigt gleichsam in ihre Erfahrungswelt hinein. Der Hirt, der sich liebevoll um die Schafe kümmert, der mitten unter den Schafen weilt, ist der Inbegriff der Fürsorge und des Schutzes für die Herde. Jeder in Israel weiß, daß ein solcher Hirt, der seine Aufgabe recht erfüllt, ein guter Hirte ist.

In den Worten des Propheten Ezechiel klingt schon die Verheißung des Kommens Jesu an. Gott schickt nicht nur seine Boten wie im Alten Testament, um die Menschen zur Umkehr zu rufen und sie an die Worte des Herrn zu erinnern, sondern er kommt selbst: “Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern.”

Wir wissen, daß all diese Verheißungen sich in Jesus vollständig zu erfüllen beginnen und viele sich auch schon erfüllt haben. Wenn das Werk auch noch nicht abgeschlossen ist, so ist doch der gute Hirt gekommen und sammelt die Schafe aus allen Ländern. Alle, die seine Stimme hören und ihm folgen, finden reiche Nahrung. Wie Gott für die Bedürfnisse des Leibes sorgt, so gibt er auch unserer Seele reiche Nahrung. Er schenkt uns sein Wort, die Sakramente, das Gebet und alles, was wir für unser geistliches Leben brauchen.

Dies sind Worte, die uns die Liebe Gottes anschaulicher machen, und wir können im Glauben erkennen, daß es sich so verhält, wie es bei Ezechiel gesagt wird. Unsere rechte Antwort wäre, Gott immer mehr zu lieben und zu vertrauen und uns seiner Liebe immer sicherer zu werden.

Da unser Leben ja nicht nur allein aus der Beziehung mit Gott besteht, sondern sich auch in der Beziehung mit anderen Menschen entfaltet, erwächst uns aus der tieferen Erkenntnis des Geliebtseins die Sorge um die Schafe, die der Herr noch sucht.

Da er uns in seine Mission hineinnimmt, sucht er auch durch unser Leben jene Menschen, die sich verirrt und zerstreut haben, die verloren und vertrieben, die verletzt und geschwächt sind, aber auch jene, die zwar stark sind, aber doch behütet werden müssen.

Was das für unser Leben konkret bedeutet, müssen wir daran ablesen, welche Aufgabe der Herr uns anvertraut, welcher Ruf an uns ergeht, in welchem Umfeld wir leben.

Wenn man diese Mission auf die ganze Menschheit ausdehnt, die ja zu der einen Familie Gottes berufen ist, dann bedeutet dies, prinzipiell einen Hirtendienst für alle Menschen zu übernehmen. Praktisch kann sich das natürlich nur in dem uns umgebenden Umfeld verwirklichen. Im Sinne der geistlichen Dimension jedoch können wir diesen umfassenden Hirtendienst im Gebet und in einem Leben der Hingabe an Gott für alle Menschen verwirklichen. Im Gebet können wir all jene “Schafe” suchen und sie der Gnade Gottes anempfehlen, die im obigen Text erwähnt werden. Im Gebet können wir für jene eintreten, die im Dunkeln sind und das Licht Christi noch nicht kennen, wir können jenen nachgehen, die in der Gefahr sind, verlorenzugehen und am Sinn des Lebens vorbeizugehen.

Die Hirtenliebe Gottes kann sich sehr tief in unser Herz einbrennen, und so verwandelt sich jeder Tag in ein Empfangen der Liebe Gottes und in die Suche nach den Armen, nach seinen Schafen, und den Dienst für sie. Auf diesem Weg wird unser Herz nach dem Herzen Jesu gebildet.