Jeanne d‘ Arc hatte mit ihren militärischen Erfolgen, welche die Wende in der Auseinandersetzung mit denen das Land Frankreich bedrohenden Engländern brachte, sowie mit der Krönung Charles VII. in Reims, bereits wesentliche Elemente ihres Auftrags von Gott erfüllt und die Franzosen wieder mit Hoffnung erfüllt.
Doch war ihre Mission noch nicht zu Ende, da ja die Engländer aus ganz Frankreich vertrieben werden sollten. Aus der Sicht der Jungfrau von Orléans mußten die nötigen Schlachten nun zügig weitergehen. Es war der beste Zeitpunkt, denn die Engländer waren zunehmend geschwächt und sie fürchteten sich vor Jeanne. Sie glaubten, daß die Jungfrau von Orléans mit dem Teufel im Bund sein müsse, denn anders konnten sie sich die Wende im Krieg nicht erklären. Diese Sicht wurde von der englischen Propaganda verbreitet, während die meisten Franzosen in der Jungfrau eine von Gott gesandte Botin zur Rettung der Nation sahen.
Der König Charles VII, welcher ihr alles zu verdanken hatte und dem Jeanne mit großer Treue anhing, begann nun auf falschen Rat hin, Verhandlungen mit den Feinden zu führen. Jeanne wußte genau, daß dies nicht richtig war und flehte ihn an, die Gunst der Stunde doch zu nutzen und das ganze Land einzunehmen. Doch der König hörte nun nicht mehr auf sie wie zuvor, und die Kette der vielen Siege Jeannes begann zu zerreißen.
Mehr noch: bald darauf wurde Jeanne verraten und geriet in die Hände der Burgunder, welche sie später an die Engländer auslieferten. Die Mission Jeannes trat nun in ihre Leidensdimension ein.
Bevor wir betrachten wollen, wie Gott sich im Leiden der Jungfrau von Orléans verherrlichte und sie darin ihre Mission vollendete, sollten wir noch einiges über Jeanne erfahren, was von zeitgenössigen Zeugen über sie berichtet wurde. Wir sind deshalb so gut über Jeanne d’Arc unterrichtet, weil am Ende ihres Lebens ein kirchlicher Prozeß gegen sie geführt wurde, der viele Aussagen Jeannes selbst und die verschiedener Zeugen, die über sie befragt wurden, schriftlich niedergelegt hat.
Herausragend war die Reinheit der Jungfrau von Orléans. Soldaten berichteten, daß sie in ihrer Gegenwart nicht einmal unreine Gedanken hatten. Sie war mit ihnen unterwegs, mußte draußen mitten unter ihnen die Nacht verbringen, und nie wird berichtet, daß es zu zweifelhaften Szenen gekommen sei. Die Männer hatten eine hohe Achtung vor ihr.
Der übernatürliche Charakter ihrer Sendung wurde umso deutlicher, da sie nie etwa eine militärische Ausbildung bekommen hatte, sondern auf Anweisung ihrer himmlischen Ratgeber hin handelte . Im Durchsetzen ihrer Mission war sie konsequent und wies auch die Oberen des Heeres zurecht, wenn diese andere Pläne verfolgten, als sie ihnen vorgegeben hatte.
Ihre Voraussagen trafen ein, und solange man auf ihren Rat und ihre Weisungen hörte, konnte sich das Werk des Herrn ohne Verzögerung erfüllen.
Auch wenn Jeanne soldatische Männerkleidung trug und ihre Haare abschnitt, um die Keuschheit besser schützen zu können, verlor sie doch nicht ihre Weiblichkeit oder begann zu vermännlichen. Sie blieb immer ein empfindsames Mädchen, welches leicht weinen konnte, wenn sie z.B. von den Engländern mit unflätigen Ausdrücken beschimpft wurde.
Sie war eine glühende Patriotin und blieb ihrer Liebe zum König von Frankreich auch dann treu, als dieser später nichts tat, um sie aus der Hand der Engländer zu befreien und vor ihrem grausamen Tod zu bewahren.
Man kann Jeanne d´Arc niemals verstehen, wenn man nicht begreift, wie selbstverständlich das übernatürliche Leben für sie war. Ihre ganze Liebe gehörte Gott, und der Umgang mit den Engeln und Heiligen war für sie ganz real. Sie sprachen zu ihr, Jeanne konnte sie sehen, sie rieten ihr, ermahnten sie, belehrten sie und taten alles, um sie für ihre große Mission zu befähigen. So hatte sie einen familiären Umgang mit den Heiligen des Paradieses, wie Jeanne ihre himmlischen Begleiter zu nennen pflegte, neben der Bezeichnung „meine Stimmen“.
Besonders bedurfte Jeanne der Hilfe des Himmels, als sie auf ihren Leidensweg geführt wurde. Durch ihre himmlischen Begleiter wusste sie, dass ihr keine lange Zeit für ihre Mission bemessen war und diese deshalb rasch durchgeführt werden mußte. Aus diesem Grund war es für sie schwer zu ertragen, in die Hände der Engländer ausgeliefert zu werden, wohl wissend, daß ihre Mission noch nicht zu Ende, das Werk also noch nicht vollbracht war.
Jeanne war sehr gehorsam, wenn sich auch während ihrer Gefangenschaft eine Episode ergab, in der sich ihr Eigenwille bei einem persönlichen Befreiungsversuch gegen den Rat ihrer „Stimmen“ durchsetzte, weshalb sie dann entsprechend belehrt wurde. Ihre jugendliche Impulsivität hatte sie nicht verloren!
Zusammenfassend war sie für die Menschen, die sie kannten, ein großes Licht Gottes.
In der nächsten Betrachtung werden wir auf ihr Leiden zu sprechen kommen. Dabei können wir nicht übergehen, daß ihr von kirchlicher Seite her großes Unrecht getan wurde.
Jeannes Sendung kann man als prophetische Sendung verstehen. Auf Wunsch des Königs hin wurde ihre Person zu Beginn der Mission durch die Kirche geprüft, wobei man nichts an ihr fand, was nicht tugendhaft gewesen wäre und man deshalb dem König einen positiven Bericht erstatten konnte.
So gab es im ersten Abschnitt ihrer Mission einen wunderbaren Einklang von der unmittelbaren prophetischen Sendung der Jungfrau von Orléans durch Gott, welche der König annahm und die von der Kirche beglaubigt wurde. Dadurch konnte sich der Plan Gottes ungehindert entfalten. Doch sollte diese Einheit bald durchbrochen werden…
Harpa Dei begleitet gesanglich die täglichen Schriftauslegungen bzw. geistliche Lehre von Br. Elija, ihrem geistlichen Vater . Diese Meditationen kann man auf folgender website hören: https://www.elijamission.net