Apk 15,1-4
Ich, Johannes, sah ein anderes Zeichen am Himmel, groß und wunderbar. Ich sah sieben Engel mit sieben Plagen, den sieben letzten; denn in ihnen erreicht der Zorn Gottes sein Ende. Dann sah ich etwas, das einem gläsernen Meer glich und mit Feuer durchsetzt war. Und die Sieger über das Tier, über sein Standbild und über die Zahl seines Namens standen auf dem gläsernen Meer und trugen die Harfen Gottes. Sie sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied zu Ehren des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr, Gott und Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker. Wer wird dich nicht fürchten, Herr, wer wird deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig: Alle Völker kommen und beten dich an; denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.
Es gibt sie, die Sieger über das Tier, über jene gottfeindliche Macht, die sich über alles erheben will und den Platz, der allein Gott gehört, in den Herzen der Menschen einnehmen möchte. »Die Sieger« haben das Standbild des Tieres nicht angebetet, wozu sie gezwungen werden sollten. Es sind jene, welche in den großen Prüfungen Gott treu geblieben sind und sich nicht dem Satan und seinem Anhang gebeugt haben. Sie sind die Überwinder, die Märtyrer, die Bekenner, die Treuen…
Die Apokalypse verschweigt uns nicht den großen Kampf, in den wir Christen hineingestellt sind. Es gibt Verführungen aller Art und in unseren Zeiten werden sie immer globaler. Doch da, wo die Finsternis nach den Kindern des Lichtes zu greifen versucht, dort ist auch die Gnade Gottes mächtig. Diese Sieger über das Tier konnten in der Gnade Gottes widerstehen, nicht aus eigenen Kräften! Deshalb ist es so wichtig, daß wir in der gegenwärtigen Zeit umso mehr auf die Gnade des Herrn vertrauen. Wenn alle äußeren Sicherheiten schwinden, sei es in der konfusen Welt oder im schwankenden Schiff der Kirche, sind wir eingeladen, gemeinsam mit den Siegern das Lied des Mose zu singen:
“Hört zu, ihr Himmel, ich will reden, die Erde lausche meinen Worten. Meine Lehre wird strömen wie Regen, meine Botschaft wird fallen wie Tau, wie Regentropfen auf das Gras und wie Tauperlen auf die Pflanzen. Ich will den Namen des Herrn verkünden. Preist die Größe unseres Gottes! Er heißt: der Fels. Vollkommen ist, was er tut; denn alle seine Wege sind recht. Er ist ein unbeirrbar treuer Gott, er ist gerecht und gerade.” (Dtn 32,1-4)
Der Lobpreis Gottes ist eine mächtige Waffe gegen die Versuchung, in die Hoffnungslosigkeit abzusinken die einen leicht befallen kann, wenn man sich zu lange in besorgniserregenden Nachrichten aufhält oder seine Seele von der langen Aneinanderreihung negativer Ereignisse eintrüben läßt. Das muß man als Versuchung betrachten, denn der Geist Gottes wird uns immer einen Ausweg verschaffen.
Gut ist es – gerade in jenen Momenten, die aussichtslos erscheinen – sich an die Sieger zu erinnern und an ihr Zeugnis, daß Gott sie durch alle Betrübnisse hindurchgeführt hat. Bei einer Eintrübung der Seele durch die Anhäufung negativer Nachrichten besteht die Gefahr, daß die von der Traurigkeit infizierte Seele natürliche Auswege sucht. Sie können uns ablenken, aber das Dunkel können sie nicht überwinden. Durch die bewußte Zuwendung zum Herrn, das Rezitieren eines Psalms, das Singen eines Lobliedes, die Anrufung des Heiligen Geistes erlauben wir dem Herrn, wieder Licht in die Seele fallen zu lassen.
In diesen turbulenten Zeiten sollten wir »geistliche Schätze« sammeln (vgl. Mt 6,20); anders ausgedrückt: wir sollten den »Vorrat an Öl« vermehren (vgl. Mt 25,4). Die Apokalypse macht uns nachdrücklich darauf aufmerksam, daß wir zunehmend in Zeiten der Verfolgung leben; wer nicht Augen und Ohren verschließt, kann dies bereits erkennen. Wir dürfen nicht übersehen, daß es sich nicht nur auf Angriffe von außen auf den christlichen Glauben handelt, was man relativ einfach identifizieren kann. Gefährlicher sind die Relativierungen in Bezug auf den Glauben und die Moral, die uns von innen schwächen und auf verschiedenen Wegen mit ihren Botschaften auch manipulativ auf uns einwirken können.
Deshalb braucht es so etwas wie eine »innere Zelle der Gottesbegegnung«, in die wir uns zurückziehen können und den gottfeindlichen Botschaften weder Ohr noch Herz öffnen. In dieser Zelle sollen sich manche Lobgesänge finden, heilige Worte, verschiedene Gebete, auf die wir immer zurückgreifen können. Es ist gut, wenn wir dies alles in Zeiten sammeln, in denen es noch möglich ist. Es können andere Zeiten kommen, in denen es schwieriger wird.
All dies soll jedoch nicht aus der Angst heraus geschehen, sondern angeleitet durch den Geist der christlichen Klugheit und im Vertrauen auf Gott. Dann sind wir gewappnet, im Herrn zu siegen.