Der Heilige Ignatius von Antiochien, dessen Gedenktag wir heute im Vetus Ordo begehen (im Novus Ordo am 17. Oktober), war laut Tradition der Kirche ein Schüler der Apostel Petrus und Johannes. Später wurde er Bischof der syrischen Hauptstadt, starb als Märtyrer und wurde schon sehr früh in der Kirche als Heiliger verehrt. Er selbst nennt sich immer mit dem zweiten Namen: θεοφόρος, (Theophoros), Gottesträger. Nach Origenes, Eusebius und Hieronymus war er als Nachfolger des Evodius – wenn man den Apostel Petrus als ersten Bischof zählt – der dritte Bischof von Antiochien.
Sicher erwiesen ist, daß er Bischof war und unter Trajan zum Tode verurteilt wurde. Auf der Reise von Antiochien nach Rom verfaßte er die uns erhaltenen sieben Briefe, die wir heute als Kleinod altchristlichen Glaubens und tiefer Frömmigkeit schätzen.
Einige Auszüge aus diesem großen Schatz der Kirche wollen wir ein wenig betrachten.
Der erste Text ist dem 15. Kapitel seines Briefes an die Epheser entnommen:
“Besser ist schweigen und etwas sein, als reden und nichts sein. Gut ist das Lehren, wenn man tut, was man sagt. Einer nun ist der Lehrer, der »sprach und es geschah« und das, was er schweigend getan hat, ist des Vaters würdig. Wer Christi Wort besitzt, kann wahrhaftig auch sein Schweigen vernehmen, damit er vollkommen sei, damit er durch sein Wort wirke und durch sein Schweigen erkannt werde. Nichts entgeht dem Herrn, sondern auch unsere Geheimnisse sind nahe bei ihm. Deshalb wollen wir alles tun, als ob er in uns wohnte, damit wir seine Tempel seien und er, unser Gott, in uns wohne, wie es auch ist und sich zeigen wird vor unserem Angesicht; deshalb sollen wir ihn auch richtig lieben.”
Großen Wert hat das Schweigen. Nicht ein Schweigen aus Furcht vor den Menschen oder aus Unsicherheit ist damit gemeint, was eher zu Stummheit führt, sondern ein Schweigen, das aus dem Ruhen im Herrn stammt und auch aus dem Wissen um die Bedeutung des Wortes. Viele Worte können der Tod des Geistes sein und das Eigentliche und Wesentliche vermag sich nicht zu gestalten. Denken wir an die Kirchen, wenn sie uns einen Raum der Stille und der Anbetung schenken. Wie zerstörerisch ist dort jedoch ein unnötiges und weltliches Gerede, welches hindert, ganz auf den Herrn zu hören. Gott will sich in diesem Schweigen und Hören mitteilen, damit auch unsere Worte von einer anderen Kraft getragen sind.
Wie wichtig sind wahrhaftige Hirten, die uns das Wort Gottes nahebringen und uns lehren, wie wir zu leben haben. Sie sind wertvoller als Gold. Denken wir an ein Wort des Herrn: “Die Gerechten werden im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten.” (Mt 13,43)
Die Übereinstimmung von Lehre und Handeln ist aber unerläßlich, wenn man Gott verherrlichen und den Menschen dienen will. Es gibt in der englischen Sprache das Wort »Walk your talk«, was bedeutet: »Tu, was Du sagst!« Jeder, dem die Gabe des Lehrens gegeben ist, muß wissen, welche Verantwortung er auf sich nimmt und sich auch der Bedeutung seines Beispiels bewußt sein. Mit dem Blick auf Jesus selbst wird er es verstehen. Der Herr hat nicht nur das Wort verkündet, sondern hat mit seinem ganzen Sein und Tun Gott verherrlicht.
Aus dem Brief des Heiligen Ignatius an die Römer, Kapitel 6:
“Mir werden nichts nützen die Enden der Erde noch die Königreiche dieser Welt. Für mich ist es besser, durch den Tod zu Christus Jesus zu kommen, als König zu sein über die Grenzen der Erde. Ihn suche ich, der für uns gestorben ist; ihn will ich, der unseretwegen auferstanden ist. Mir steht die Geburt bevor. Verzeihet mir, Brüder; hindert mich nicht, das Leben zu gewinnen, wollet nicht meinen Tod, gönnet mich, da ich Gottes eigen sein will, nicht der Welt und täuschet (mich) nicht mit Irdischem; lasset mich reines Licht empfangen. Wenn ich dort angelangt bin, werde ich ein Mensch sein. Gönnet mir, ein Nachahmer zu sein des Leidens meines Gottes. Wenn ihn jemand in sich hat, so bedenke er, was ich will, und leide mit mir, da er meine Bedrängnis kennt.”
In diesem Abschnitt lernen wir die Sehnsucht des Heiligen Ignatius nach dem Martyrium kennen. Er wollte dem Herrn so sehr ähnlich werden, daß er wirklich danach verlangte, und wohl sogar ein wenig befürchtete, die Seinen könnten ihn daran hindern, einen solchen Tod zu erleiden.
Diese Haltung ist sicher nur durch das intensive Wirken des Geistes der Stärke zu erklären, denn sich nach Martern gar zu sehnen, um dem Herrn ähnlich zu werden, das übersteigt sowohl unser Vorstellungsvermögen als auch unseren eigenen Wunsch, dem Herrn zu gefallen.
Doch auch wir brauchen den Geist der Stärke, um dem Zeugnis des Glaubens in unserer Zeit treu zu bleiben. Der Heilige Ignatius von Antiochia ist sicher sehr bereit, für uns zu bitten, daß wir vor diesen »Löwen« nicht weglaufen, sondern ihnen in der Kraft des Herrn widerstehen!