Die Augen des Glaubens

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EIN HINWEIS: Die Lesung und Betrachtung, die wir heute hören, ist vom Mittwoch der ersten Adventswoche und nicht vom Fest des Apostels Andreas. Falls jemand es vorzieht, die Betrachtung darüber anzuhören, kann er das gerne tun unter folgendem Link:  https://elijamission.net/2021/11/30/

Jes 25, 6-10a

Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen. Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen. An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten. Das ist der Herr, auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. Ja, die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg.

Der Herr hat mit seinem Kommen, mit all den Taten des Heils, “die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt”, hinweggenommen. Das Licht des Evangeliums ist bis an die Enden der Erde gedrungen, und der Heilige Geist hat viele Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit geführt. Der Zugang zu Gott ist für die Menschen prinzipiell geöffnet. Jeder kann zu Jesus und durch ihn zum Vater gelangen. Gott hat also in seinem Sohn bereits die Verheißung erfüllt. Die Stunde der Gnade ist immer noch wirksam und jedem ist der Weg des Heils angeboten: “die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt” ist zerrissen.

Die Verheißung hat sich jedoch noch nicht vollständig erfüllt. Es steht noch etwas aus, auf das wir weiter hoffen und zuleben können. Wie und auf welchen Wegen Gott seine Verheißungen vollständig erfüllen wird, steht uns selten konkret vor Augen. Manches wird man erst erkennen, wenn es dann geschieht. Im Glauben können wir aber an der Erfüllung der Verheißungen mitwirken. Es ist eine Mitarbeit am Werk des Herrn, damit der Heilige Geist alle Völker zum Glauben führen kann und die Wirklichkeit der Auferstehung Christi, der den Tod besiegt hat, den Menschen bewußt wird.

Eine solche Haltung des Glaubens ist für unseren Weg der Nachfolge Christi wichtig, besonders dann, wenn wir die Sündhaftigkeit und Unvollkommenheit im Leben der Völker und in unserem eigenen Leben erkennen. Die Worte und Zusagen des Herrn sind stärker als alle Kräfte der Zerstörung. Manchmal können solche Worte, wie die der heutigen Lesung, angesichts schwierigster Lebensumstände in der Welt und Kirche von der Realität sehr weit entfernt erscheinen. Doch ist hier unser Glaube angefragt, der sich auch im Dunkeln auf das Wort des Herrn verläßt und an ihm festhält.

Das gilt auch für die Situation in unserer heiligen Kirche. Sie bedarf der richtigen Bewältigung. Wenn man Augen hat zu sehen, dann erkennt man ihren geschwächten Zustand auf vielen Ebenen. Darüber hinwegzusehen und mit einem natürlichen Optimismus alles zu rechtfertigen, was an Irrungen vorhanden ist, wäre nicht eine Bewältigung der Situation im Glauben; ebensowenig, wenn man sich von der Hoffnungslosigkeit niederdrücken läßt.

Der Herr sagt uns, daß die Pforten der Hölle die Kirche nicht überwältigen werden (vgl. Mt 16,18b). Daran halten wir fest. Dieses Wort des Herrn schenkt uns wahre Hoffnung. Das heißt nicht, daß das Böse nicht in die Kirche eindringen kann, sondern daß es die Kirche nicht zerstören kann. Der Glaube lehrt uns, daß nach Leid und Kreuzigung die Auferstehung kommt. Das gilt auch für die Kirche.

So wird uns der heutige Text vom Propheten Jesaja zur Einladung, immer und überall unsere Hoffnung auf Gott und sein Wort zu setzen. Gleichzeitig gilt es zu erkennen, wie sich Gottes Verheißungen erfüllen. Auf diesem Weg werden wir vom Licht Gottes berührt und beginnen, mit den Augen des Glaubens zu sehen. Die vielen Wechselfälle des Lebens mit ihren Schwierigkeiten können uns dann nicht mehr verwirren, sondern wir halten im Glauben an Gottes Verheißungen fest, und das verankert uns in der Sicherheit, daß Gott alles zum Guten führen wird.