Der lange Weg nach Bethlehem – Tag 8: „Die Geburt des Herrn in unseren Herzen“

Wenn wir über das Kommen des Herrn sprechen, dann denken wir an ein dreimaliges Kommen des Herrn:

  • Das geschichtliche Kommen mit der Geburt Jesu in Bethlehem
  • Die Geburt des Herrn in unseren Herzen
  • Das Kommen des erhöhten Herrn am Ende der Zeiten.

In der zweiten Adventswoche betrachten wir nun die Gegenwart Jesu in unseren Herzen. Es ist entscheidend, daß Jesus auch in unseren Herzen lebt, denn hier findet die Umwandlung des Menschen statt. Jesus in unser Herz einzulassen bedeutet, ihm Herberge zu gewähren und der Liebe Gottes Raum in unserer Seele zu schenken.

Das erleben wir auch in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn wir jemanden »im Herzen tragen«, dann haben wir ihn tiefer in unser Leben aufgenommen, nehmen Anteil an seinem Leben und denken mit Liebe und Dankbarkeit an ihn. Er lebt gewissermaßen in uns, auch wenn wir äußerlich nicht ständig mit ihm in Kontakt stehen.

Genau so und noch tiefer ist es, wenn Jesus in unser Herz einzieht und wir ihm – wie in dem berührenden Weihnachtslied “Zu Bethlehem geboren” – versichern: “Mein Herz will ich ihm schenken und alles, was ich hab.”

Mit dem Herrn eine Herzensbeziehung einzugehen, also auf seine Liebe zu antworten, ist bereits »ein Stück Himmel auf Erden«, was sich in der Ewigkeit in einer ungestörten Herzensvereinigung vollenden wird. Das ist ja das Ziel unseres Daseins: ihn zu schauen und für immer in völliger Einheit mit ihm und allen, die zu ihm gehören, zu leben.

In dieser Woche soll uns also beschäftigen, wie dieser Weg der Vereinigung aussieht, der hier auf der Erde beginnt, und welche Schritte dazu nötig sind. Wir betreten damit den Bereich der Mystik.

»Mystik« hat nichts mit »mysteriös« zu tun, und es wäre grundfalsch, die Mystik als etwas Abseitiges zu betrachten. Die Mystik ist die innere Erfahrung der Gegenwart Gottes in der Seele des Menschen.

Nicht wenige Heilige haben diesen inneren Weg auch schriftlich niedergelegt. Zu den bekanntesten Lehrern der Mystik gehören die heilige Teresa von Ávila, der heilige Johannes vom Kreuz, der heilige Franz von Sales, Johannes Tauler und andere.

Es handelt sich also nicht um spekulative Schriften, die sich im Halbdunkel bewegen. Vielmehr hat Gott solchen Lehrern – es gibt sie auch in den Ostkirchen – ein Licht der Erkenntnis geschenkt, das aufzeigt, wie die Seele durch die zunehmende Gegenwart Christi umgewandelt wird.

Wenn auch nicht alle Menschen dazu berufen sind, “in die letzten Höhen der Mystik” aufzusteigen, wie es beispielsweise bei der heiligen Gertrud von Helfta der Fall war, so möchte Gott doch in unseren Herzen wohnen und wirken je nach seiner Wahl und Berufung. Wer sich nach Stille und Einsamkeit sehnt, wer nach innerer Sammlung Ausschau hält oder dem Zug des Herzens nach trauter Gemeinschaft mit Jesus folgt, dessen Leben beginnt innerlicher zu werden.

Diese Verinnerlichung ist nicht nur der eigenen Seele dienlich, sondern sie wirkt sich auf unser gesamtes Leben, also auch auf die Begegnung mit anderen Menschen, aus, da es um das Wachstum in der Liebe und die Verwandlung unseres Herzens geht. Wenn wir Jesus tiefer im Herzen tragen und seiner Liebe Raum geben, werden das auch die anderen Menschen merken. Es geht also nicht nur um äußere Taten, sondern die gesamte Existenz des Menschen beginnt sich durch die innere Führung des Heiligen Geistes zu verändern. Wir werden Jesus ähnlicher. Das ist das Wesen der Liebe: daß wir dem Geliebten ähnlich werden, mit ihm eins werden.

In diesen Tagen des fortschreitenden Advents sind wir also eingeladen, unsere Beziehung zu Jesus zu vertiefen. Mögen diese Betrachtungen eine Hilfestellung dazu geben. Ich empfehle sie besonders der Gottesmutter Maria an, von der wir lernen wollen, wie wir dem Herrn tiefer Einlaß in unser Herz geben und ihm auf seine Liebe antworten können.

Betrachtung zur Tageslesung: https://elijamission.net/einmuetigkeit-in-christus/#more-10431

Supportscreen tag