Vaternovene, Tag 4: Gott, unser Vater

Wenn wir die Liebe Gottes zu uns betrachten und uns bewußt werden, wie sehr unser Vater uns liebt, können wir uns die Frage stellen, in welcher Haltung er möchte, daß wir ihm begegnen.

Die Antwort ist klar: Gott will, daß wir auf seine Liebe antworten, und Jesus erklärt uns, worin die Liebe vorrangig besteht: “Wer mich liebt, hält meine Gebote.(Joh 14,15)

Was Gott an uns besonders schätzt und immer wieder in uns erwecken will, ist unser Vertrauen. Durch den Sündenfall ist dieses Vertrauen nachhaltig gestört worden. Statt mit Gott in einer Art familiären Beziehung zu leben, begann der Mensch, vor Gott Angst zu haben.

Bereits im Paradies hatte die Schlange Eva verführt. Sie vermittelte ihr ein falsches Gottesbild, das den Eindruck erwecken sollte, als gönne unser Vater dem Menschen die Erkenntnis von Gut und Böse nicht und als würde Gott uns etwas Wichtiges vorenthalten (vgl. Gen 3,5). Nach demselben Muster hat der Teufel im Laufe der Menschheitsgeschichte daran gearbeitet, uns ein Bild von Gott zu vermitteln, welches uns das Vertrauen in unseren liebenden Vater rauben sollte. Leider muß man sagen, daß ihm dies weitgehend gelungen ist.

Ganz anders zeigt uns Jesus den Vater: Er ist ein Gott, der bei uns sein möchte, der sich um uns sorgt (vgl. Lk 12,21-32), der all unsere Wege kennt (vgl. Ps 139,3), der alles zum Guten führen wird (vgl. Röm 8,28) der die Welt so sehr liebt, daß er selbst in seinem Sohn zu uns gekommen ist (vgl. 1 Joh 4,9). Er hilft uns, die Lasten des Lebens zu tragen (vgl. Mt 11,28), er öffnet uns die Türe zum ewigen Leben (vgl. Joh 10,9.10), er nimmt uns als seine Kinder an (vgl. 1 Joh 3,1), er vergibt uns in seinem Sohn unsere Schuld (vgl. Apg 13,38).

Wenn wir mit diesem Blick auf die Heilige Schrift schauen, dann sehen wir fast überall dieses Werben um unser Vertrauen. Der Vater will, daß wir seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit vertrauen. Er will, daß wir mit allem zu ihm kommen, gerade auch mit den dunklen Seiten unseres Lebens, mit unseren Schwächen und mit unserer Schuld.

Natürlich möchte Gott, daß wir die Wege der Sünde verlassen, daß wir konsequent an unseren Schwächen arbeiten, daß wir unsere Bereitschaft, ihm zu dienen, immer wieder erneuern und vertiefen. Doch das soll in der Atmosphäre einer liebenden geistlichen Familie geschehen, in der Vertrautheit mit unserem Vater und mit allen, die zu ihm gehören.

Unser Vater wartet darauf, daß wir uns ihm ganz übergeben, daß wir ihm, der alles zu unserem Heil zu wenden vermag, fest vertrauen. Dieses Vertrauen soll aber nicht nur theoretisch sein, sondern unser konkretes Leben bestimmen und eine wesentliche Sicherheit für unser Leben sein.

Aber nicht nur das: Das Vertrauen auf Gott verherrlicht unseren Vater und entspricht zutiefst der Wahrheit unseres Daseins. Gott ist bedingungslose Liebe. Auch wenn wir ihn durch den Mißbrauch unserer Freiheit zurückweisen können, hört er nicht auf, uns zu lieben. Immer lädt er uns zur Umkehr ein, immer ruft der Vater uns, wie der verlorene Sohn zu ihm zurückzukehren, und diejenigen, die aufrichtig den Weg der Nachfolge Christi gehen, lädt er ein, in der Liebe zu wachsen.

Für Gott ist unser Vertrauen ein großes Geschenk, an dem er gewiß seine Freude hat!

Das Vertrauen ist nicht einseitig, denn Gott vertraut auch uns: Er schenkt uns seinen Sohn, er vertraut der Kirche die Sakramente und den Schatz der Verkündigung an, er läßt uns am Aufbau seines Reiches auf Erden mitwirken, obwohl wir so begrenzt und schwach sind. Er vertraut uns das Wunder der Weitergabe des Lebens an. Er schenkt uns die Erkenntnis so vieler Geheimnisse seiner Schöpfung …

Und nicht zuletzt: Er vertraut uns seine Liebe an und schenkt uns die »Macht der Liebe« über sein Herz.

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