Eucharistische Anbetung und innere Heilung
Die Menschen im allgemeinen, auch die Gläubigen, sind häufig seelisch verletzt, weil sie nicht genug Liebe erfahren haben oder u.U. ihre Liebe mißbraucht wurde. Dadurch können schwere seelische Defizite und Störungen im emotionalen Bereich entstanden sein, die zu inneren Verschließungen führen können.
Wenn sich solche Emotionen zeigen, dann kann man sie der heilenden Kraft des Allerheiligsten Sakramentes öffnen, indem man sie entweder schweigend im Gebet hinhält oder auch still den Namen Jesu anruft. Auf diesem Weg kann auch der unbewußte Bereich der Seele miteinbezogen werden, indem man den Herrn bittet, unsere inneren Wunden zu heilen und daraus resultierende Sperren zu lösen. Damit sind evtl. auch unbewußte Wunden gemeint, deren Auswirkungen wir wahrnehmen, aber von denen wir nicht wissen, wo sie herkommen.
Wir können hier an das Wort des Herrn denken: “Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. […] Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.” (Mt 11,28.30)
Es ist gerade die in der Eucharistie innewohnende Sanftheit des Joches Jesu, welche es verwundeten Menschen erlaubt, sich leichter zu öffnen. Sie ist wie eine geistige Sonne, die einfach da ist – so wie es auch die Allgegenwart Gottes ist – und wir können uns von ihr bescheinen lassen.
Die Heilung innerer Wunden ist nicht unbedeutend, denn oft blockieren sie uns in der Beziehung zu Gott, zu den Menschen und zu uns selbst. Denken wir z.B. daran, daß jemand meint, er sei nicht geliebt und dieses Gefühl oft auftritt oder ihn gar dominiert. Das ist eine seelische Last, die wir behutsam zum Herrn tragen können. Mit der Zeit merken wir, daß uns hier eine Liebe begegnet, die einfach für uns da ist und uns immer umgibt.
Die eucharistische Anbetung und das geistliche Wachstum
Die Seele des Menschen braucht zu ihrer geistlichen Entfaltung stille Momente. Sie leidet unter dem ständigen Einfluß verschiedenster Reize, die sie in die Zerstreuung und Peripherie führen. Auch braucht sie eine gesunde Askese, um sich jenen Informationen zu öffnen, die ihr für den geistlichen Weg hilfreich sind, und jene zu meiden, die es nicht sind.
Gott spricht selten durch laute Ereignisse, aber häufig durch Worte, die er uns im Schweigen mitteilt. Denken wir an den Propheten Elija, der Gott im Sturm erwartete, im Blitz, Donner und Getöse; dann aber merkte er, daß er in einem “sanften, leisen Säuseln” zu ihm kam, welches uns an das Wirken des Heiligen Geistes erinnert (vgl. 1 Kön 19,11-13).
Die stille eucharistische Anbetung lädt uns dazu ein, den Weg nach innen zu gehen, ein neues Hören auf Gott zu erlernen, Erlebtes vor Gott zu unterscheiden und zu verinnerlichen, sowie eine feinere Wahrnehmung der Gegenwart Gottes zu erlangen. Sie ist wie eine Botschaft aus der Ewigkeit, in der wir dann in der beständigen Anschauung Gottes leben werden. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied, der auf unserer Seite liegt: Noch erleben wir nicht die beseligende Schau Gottes; vielmehr leben wir im Glauben und leiden noch unter Zerstreuungen.
Die Stille vor dem Herrn ist ein geistiges Licht, welches wir oft noch nicht voll aufnehmen können. Deshalb kann es auf unserer Seite in diesem stillen Gebet leicht geschehen, daß wir unsere Unruhe oder gar Getriebenheit bemerken, unsere innere Leere bis hin zu Gefühlen der Sinnlosigkeit und Langeweile. All das sollte man bewußt dem Herrn hinhalten und nicht weglaufen. Gott wird es berühren!