Pfingstnovene, Tag 2 – “Komm, der alle Armen liebt!”

“Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt!”

Wenn hier von “den Armen” die Rede ist, dann sind alle Menschen damit gemeint, besonders aber jene, die sich ihrer Armut bewußt sind.

In unserem geistlichen Leben lernen wir, daß wir immer bedürftig sind. Gerade der Heilige Geist ist es, der uns lehrt, wie groß die Liebe Gottes ist und wie weit wir oft noch davon entfernt sind.

Das ist aber kein Grund, in Traurigkeit zu verfallen oder gar sich in Verzweiflung zu stürzen. Nein, es ist ein Grund, sich umso mehr auf die Liebe Gottes zu stützen und ihm zu vertrauen, der sich unserer Armut annimmt. Dann ist es Gott, der uns reich macht, denn er ist unser Reichtum.

So rufen wir den Heiligen Geist für alle Menschen an, weil wir alle arm sind, damit er uns reich machen kann; reich an all dem, was von ihm kommt. So verwandelt sich die Armut in Reichtum.

Ohne die Hilfe des Heiligen Geistes können wir nicht zur Heiligkeit gelangen. In der Taufe empfängt jede Seele die heiligmachende Gnade, die eingegossenen Tugenden und die Gaben des Heiligen Geistes.

Während die eingegossenen Tugenden die übernatürlichen Tätigkeitsprinzipien sind, die uns befähigen, verdienstvolle Werke zu vollbringen und aus übernatürlicher Sicht tugendhaft zu handeln, werden wir durch die Gaben des Heiligen Geistes befähigt, die Eingebungen des Heiligen Geistes zu erkennen, aufzunehmen und dauerhaft seinem Antrieb zu folgen.

Die Enzyklika »Divinum Illud Munus« (1897) von Leo XIII über den Heiligen Geist lehrt:

“Der Gerechte, der schon das Leben der Gnade lebt und mit Hilfe der Tugend tätig ist, bedarf dieser sieben Gaben des Heiligen Geistes. Durch sie wird der Mensch geschmeidiger und kräftiger zugleich, um mit größerer Leichtigkeit und Schnelligkeit dem göttlichen Antrieb zu folgen.”

Diese göttlichen Eingebungen sind die Antriebe und Impulse des Heiligen Geistes. Die Gaben helfen uns, auf diese Eingebungen zu hören, sie entfalten sich im Laufe unseres ganzen Lebens. Wenn wir wollen, daß diese Gaben wachsen, müssen wir uns in der Liebe üben, so wird jedem Fortschritt in der Gottesliebe eine neue Entfaltung der Gaben entsprechen.

Um es in einem Bild leichter verständlich zu machen, können wir die Gaben des Heiligen Geistes als Segel für unsere Seele betrachten. Die Liebe öffnet die Segel für das sanfte Wehen des Heiligen Geistes. Je gelöster und weiter die Segel sind, desto fähiger werden wir, den leisesten Hauch des göttlichen Geistes aufzunehmen und ihm zu folgen.

Da der Heilige Geist die Liebe ist, die in unsere Herzen ausgegossen ist (vgl. Röm 5,5), ist er auch das Licht und die Freude des Herzens. Dort verbreitet er seine Klarheit und reinigt unser Herz von aller ungeordneten Anhänglichkeit an uns selbst und an die Dinge dieser Welt.

Der Heilige Geist wärmt das Herz und bringt uns Trost, deshalb wird er auch Tröster genannt. Wie ein Vater seinen Kindern gerne etwas schenkt, so läßt Gott uns seine Nähe verspüren durch den »Kuß der Liebe« in unserem Herzen. Diese Wärme zieht uns zu Gott hin und macht das Herz dankbar für alle guten Gaben Gottes. Jedes Herz wird erleuchtet, wenn es sich nicht verschließt, und “in seinem Licht schauen wir das Licht!” (Ps 36,10)

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