Nach meinen pfingstlichen Betrachtungen habe ich in einer weiteren Meditation über »meinen göttlichen Freund« noch einmal manche Aspekte zusammengefaßt. Diese Betrachtung gibt es auch als Video auf meinem YouTube-Kanal. In meinen täglichen Ansprachen ist sie auf drei Tage aufgeteilt.
Mein göttlicher Freund
Ich möchte euch von meinem göttlichen Freund erzählen, denn Er ist so gut zu mir, daß ich es unbedingt mit euch teilen möchte. Nicht, daß ich etwa denke, ihr kennt ihn nicht und er sei nur mein Freund! Gewiß nicht! Aber vielleicht lernt ihr ihn noch ein bißchen besser kennen, wenn ich euch von ihm erzähle. Je mehr man nämlich von ihm hört und je mehr Zeit man mit ihm verbringt, desto tiefer kann man ihn erkennen.
Es wir einem nie zu viel, mit ihm zusammen zu sein. Und immer ist es beglückend, ihm zu begegnen.
Dieser, mein göttlicher Freund, ist sehr stark, aber doch auch zurückhaltend. Er drängt sich nicht auf, ist aber immer bereit zu kommen, wenn man ihn ruft. Er zögert nicht.
Er liebt sowohl die Verborgenheit, um die Liebe in der Stille zu pflegen, als auch das freimütige Zeugnis der Wahrheit, das niemals verstummen darf.
Woher kommt denn dieser Freund?
Nun, er war schon immer da!
Am Anfang schwebte er über den Wassern und brachte Ordnung in das Chaos (vgl. Gen 1,2). Da er ist ein göttlicher Freund, hat er keinen Anfang und kein Ende.
Weil er Gott ist, kennt er mich so gut. Vor ihm ist nichts verborgen und ich selbst brauche nichts vor ihm zu verbergen. Er kennt mich sehr viel besser, als ich mich selbst kenne, und er liebt mich!
Da ich vor meinem Freund keine Angst habe, darf er in das »Haus meiner Seele« einkehren. Ich lade ihn ein, für immer zu bleiben, denn ich möchte, daß er nie von mir weggeht und ich möchte ihm auch nie einen Grund geben, das »Haus meiner Seele« zu verlassen.
Mein Freund würde sich zurückziehen und sehr darunter leiden, wenn die Lüge in mein Haus einzöge. Er würde mich zwar immer noch lieben, aber er könnte dann nicht mehr bei mir bleiben. Er könnte es nicht ertragen, zu sehen, wie sich meine Seele verdunkelt und zur Beute der Finsternis wird. Er würde alles tun, um das zu verhindern.
Er ist es doch, mein göttlicher Freund, der in mir ruft: “Abba, lieber Vater!” (Gal 4,6). Er ist es, der mich an all das erinnert, was der Erlöser der Menschen gesagt und getan hat (Joh 14,26). Deshalb will er mich vor allem bewahren, was mich von seiner Liebe trennen könnte. Eifersüchtig wacht er darüber, daß ich – sein geliebter Freund – nicht unter den Einfluß jener gerate, die seine Freundschaft zurückweisen.
Mein göttlicher Freund ruht nicht bei Tag und bei Nacht. Er möchte auch andere Freunde finden und diese werden dann auch meine Freunde sein.
Er liebt es sehr, wenn Menschen nach der Wahrheit suchen. Er bestärkt sie darin und weiß sehr wohl: Wer aufrichtig sucht, wird finden; wer anklopft, dem wird aufgetan (vgl. Mt 7,8). Deshalb bietet er auch jedem Menschen im Verborgenen seine Hilfe an, um die menschliche Seele zu unterstützen und zu bewegen, den zu finden, der sie erschaffen hat. Sie soll sich dem “Vater aller Lichter” (Jak 1,17) zuwenden.
Welch unaussprechliche Freude erfüllt meinen göttlichen Freund, wenn er eine Seele findet, die er mit seinen Gaben schmücken kann! Mehr noch: Es genügt ihm nicht, nur etwas zu geben, sondern er möchte sich selbst geben und sich mit der Seele vereinen.
Mein göttlicher Freund möchte, daß die Seele durch seine Liebe ihm ähnlich werde.
So ist er, mein göttlicher Freund!
Stellt euch das vor: Mich, einen armen, schwachen und begrenzten Menschen, will er mit seinem göttlichen Glanz erfüllen! Das ist doch kaum zu glauben! Aber ich versichere euch: Es ist tatsächlich so! Die Großzügigkeit meines Freundes ist unübertrefflich. Wenn ich ihm nichts in den Weg stelle, zieht sein Glanz in mein Haus ein und er macht meine Seele zu seinem Tempel.