1 Petr 2,20b-25
Liebe Brüder, wenn ihr recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes. Dazu seid ihr berufen worden, denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. Er hat keine Sünde begangen, und in seinem Mund war keine Falschheit. Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter. Er hat unsere Sünden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot seien für die Sünden und für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber seid ihr heimgekehrt zum Hirten und Bischof eurer Seelen.
Hier wird das für uns Menschen so schwer zu verstehende Problem des Leidens in besonderer Weise erhöht.
Leiden kann ja auch eine Folge von Fehlern und Sünden sein, also eine Art »Erziehungsmaßnahme«, damit man wieder den rechten Weg sucht.
Darum handelt es sich hier in der Lesung aber nicht. Hier ist das Leiden der Rechtschaffenen angesprochen, das Leiden derer, die versuchen, das Richtige zu tun, den Willen Gottes zu erfüllen. Wenn ihnen Leid widerfährt und sie trotz dieses Leides ihren rechtschaffenen Weg nicht verlassen und an ihm festhalten, dann verbindet sich ihr Leid unmittelbar mit dem des Herrn. Das erinnert uns an einen Text aus den Seligpreisungen:
“Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet…” (Mt 5,11)
Ja, der Text spricht von einer Gnade. Eine Gnade bedeutet eine besondere Liebeszuwendung Gottes. Wie ist das zu verstehen, da wir Leid doch immer als eine Beschränkung unseres Lebens erfahren, egal welcher Art es ist?
Das ist nur zu verstehen, wenn wir uns die sühnende und erlösende Dimension des Leidens Jesu vergegenwärtigen. Der weitere Verlauf des Textes macht uns ja darauf aufmerksam und stellt uns das Leiden Jesu, das er für uns erlitten hat, vor Augen.
In seiner Nachfolge wandelt sich das Leid, das wir tragen, in ein erlösendes Leid. Wir nehmen teil, ja vereinen uns mit den Leiden Christi. Gott verwandelt also das Schwere, uns Belastende von innen heraus und rechnet es uns als Verdienst im Herrn an.
Die Standhaftigkeit im Leiden ist ein besonderer Erweis unserer Liebe zu Christus, denn im Leid gerät man leicht in Versuchung, diesem entfliehen zu wollen und dabei auch den Herrn zu vergessen. Denken wir an Verfolgungssituationen, an Todesangst! Nicht jeder hält stand, sondern es braucht besonders den Geist der Stärke, um den wir bitten sollten.
Wie können wir zu einer solchen Standhaftigkeit gelangen, um auch mit der Gnade Gottes mitzuwirken?
Gut ist bereits ein vorbereitendes Gebet: “Herr, stärke uns, wenn wir leiden, damit wir standhaft bleiben!” Ein solches Gebet gehört mit seinem Realismus zur christlichen Klugheit, denn wir dürfen uns nie zu sicher fühlen. Das Beispiel des heiligen Apostels Petrus selbst (seine dreimalige Verleugnung des Herrn) mag uns eine Warnung sein, uns nicht auf die eigenen Kräfte und die Emotionen zu verlassen.
Wenn nun Leid auf uns zukommt und uns erreicht, dann sollten wir uns nicht ständig damit beschäftigen, es sozusagen in all seinen Dimensionen betrachten, unter Umständen ausschmücken, es allzu häufig gegenüber anderen Menschen erwähnen… Achten wir darauf, nicht dem Selbstmitleid zu erliegen, das sich schnell meldet, und suchen wir keinen falschen Trost!
Wichtig ist es, das Leid bewußt aus der Hand des Herrn anzunehmen, es mit seinem Leiden zu verbinden, was durch ein einfaches Gebet geschehen kann: “Herr, ich nehme das Leid aus deiner Hand entgegen. Stärke mich und mache es fruchtbar!”
Wenn dann die Versuchungen kommen, »im Leid zu versinken«, dann ist es wichtig, immer wieder im Gebet das Herz zu Gott zu erheben und seinen Namen anzurufen. In solchen Zeiten werden wir häufiger und intensiver zu Gott beten und ihm manchmal auch einfach das Leid still hinhalten.
Je bewußter wir es annehmen und im Herrn durchtragen, desto leichter kann es sogar zu einem kleinen verborgenen Schatz werden, zu einer Intimität zwischen Gott und uns, denn niemand wird das Leid ganz verstehen können außer ihm!
Vielleicht werden wir mit der Zeit sogar denken, daß wir gerufen werden, ein Leid zu tragen und daß der Herr uns dieses Leid als Zeichen seiner Liebe zumutet, um uns in das Heilsgeheimnis seiner Erlösung hineinzunehmen und uns in der Liebe wachsen zu lassen. Wir verstehen, daß wir ihm auf diesem Weg auch unsere Liebe zeigen, und wir können sogar dafür dankbar sein, daß er uns gewürdigt hat, um seinetwillen etwas zu tragen.
Wenn wir mit der Hilfe Gottes diesen Weg beschreiten, dann wird jene Gnade wirksam, von welcher der Apostel spricht.
Ein Hinweis: In YouTube habe ich vor einigen Monaten einen Vortrag zum Thema »TOD UND LEID«, niedergelegt: