»Dominus Jesus« und der wahre Glaube der Kirche – Teil 1

Ein Wort zum Beginn des neuen Kirchenjahres:

Nun beginnt der Advent, der uns auf das wunderbare Ereignis in Bethlehem hinführt: auf die Geburt des Sohnes Gottes aus der Jungfrau Maria, des Erlösers der Menschheit.

Ein neues Kirchenjahr!

Mit Gottes Hilfe werde ich versuchen, daß sowohl die Schriftauslegungen als auch die Vaterbetrachtungen das ganze Jahr zur Verfügung stehen. Da ich – und besonders auch meine Mitarbeiter von Harpa Dei – aus missionarischen Gründen häufig unterwegs bin, werde ich öfter auf Texte zurückgreifen, die bereits in den vergangenen Jahren verfaßt und gesprochen wurden. Manchmal werde ich aber auch Themen behandeln, die nicht von den Tageslesungen, sei es von der neuen oder alten Leseordnung, bestimmt sind.

In diesem Fall wird immer darauf hingewiesen, wenn eine Auslegung des Tagestextes aus den Vorjahren zur Verfügung steht.

Wer meine Ansprachen kennt, weiß, daß ich großen Wert darauf lege, daß der spirituelle und theologische Gehalt meiner Auslegungen der Heiligen Schrift mit der authentischen Lehre der Kirche in Einheit steht. Alles andere wären eigene Ideen, die sehr leicht sogar zu massiven Irrtümern führen könnten. Sie würden der Seele nicht nur keine gesunde Nahrung geben, sondern ihr Gift einflößen und das Denken verdunkeln.

Es ist nun nicht zu übersehen, daß die gegenwärtige Verkündigung der Kirche in eine große Krise geraten ist. Dies ist die Folge von Irrwegen, die das gegenwärtige Lehramt eingeschlagen hat. In besonderer Weise ist dies geschehen, als Papst Franziskus in Singapur öffentlich ausgesprochen hat, alle Religionen seien ein Weg zu Gott[1]. Er hat damit die bereits irrigen Aussagen von Abu Dhabi weitergeführt[2], so daß dies für die Gläubigen, die am Wort Gottes und der authentischen Lehre der Kirche festhalten wollen, zu großen Irritationen und damit auch zu großer Not führt.

Diese Aussagen, die eine schwerwiegende Abweichung vom Missionsauftrag der Kirche darstellen, bedürfen einer deutlichen Korrektur. Deshalb werde ich Auszüge aus dem Schreiben »Dominus Jesus« zitieren, das Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., im Jahre 2002 verfaßt hat. Bei aller Offenheit in der Begegnung mit anderen Religionen darf es jedoch nicht zu einer Verwirrung kommen, und die Botschaft, die der auferstandene Herr seiner Kirche anvertraut hat, darf keinen Schaden erleiden. Geschähe dies, dann würde die Heilsbotschaft den Menschen nicht mehr so verkündet werden, wie es der Herr der Kirche aufgetragen hat und wie es seine treue Braut durch die vielen Jahrhunderte getan hat.

Deshalb zu Beginn die unmißverständlichen Worte des Evangeliums als Leitstern für das neue Kirchenjahr und auch für das kommende weltliche Jahr 2025:

“Bevor der Herr Jesus in den Himmel aufgefahren ist, hat er seinen Jüngern den Auftrag gegeben, der ganzen Welt das Evangelium zu verkünden und alle Völker zu taufen: »Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.«(Mk 16,15–16)

“Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.” (Mt 28,18–20) – (vgl. auch Lk 24,46–48; Joh 17,18; 20,21; Apg 1,8).

Mit diesen Worten aus dem Evangelium beginnt der damalige Präfekt der Glaubenskongregation das bedeutsame Dokument »Dominus Jesus«. Diese Erklärung war nötig geworden, weil die grundlegenden biblischen Aussagen in gewissen Kreisen der Kirche relativiert oder infrage gestellt wurden. Hören wir den damaligen Glaubenspräfekten:

“Die immerwährende missionarische Verkündigung der Kirche wird heute durch relativistische Theorien gefährdet, die den religiösen Pluralismus nicht nur de facto, sondern auch de iure (oder prinzipiell) rechtfertigen wollen. In der Folge werden Wahrheiten als überholt betrachtet, wie etwa der endgültige und vollständige Charakter der Offenbarung Jesu Christi, die Natur des christlichen Glaubens im Verhältnis zu der inneren Überzeugung in den anderen Religionen, die Inspiration der Bücher der Heiligen Schrift, die personale Einheit zwischen dem ewigen Wort und Jesus von Nazareth, die Einheit der Heilsordnung des Fleisch gewordenen Wortes und des Heiligen Geistes, die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi, die universale Heilsmittlerschaft der Kirche.” (»Dominus Jesus«, Punkt 4)

Das Dokument sollte dazu dienen, die grundlegenden Wahrheiten des katholischen Glaubens in Erinnerung zu rufen, damit sich im Dialog mit den Religionen nicht jene Irrtümer manifestieren, die mit der Aussage von Papst Franziskus, daß alle Religionen Wege zu Gott seien, ihren bisher dramatischsten Höhepunkt erreicht haben.

Im Text heißt es dann weiter:

“Um dieser relativistischen Mentalität, die sich immer mehr ausbreitet, Abhilfe zu schaffen, muß vor allem der endgültige und vollständige Charakter der Offenbarung Jesu Christi bekräftigt werden. Es ist nämlich fest zu glauben, daß im Mysterium Jesu Christi, des fleischgewordenen Sohnes Gottes, der »der Weg, die Wahrheit und das Leben« (Joh 14,6) ist, die Fülle der göttlichen Wahrheit geoffenbart ist: »Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will« (Mt 11,27). »Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht« (Joh 1,18). »Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes. Durch ihn seid auch ihr davon erfüllt« (Kol 2,9-10).”

Jedem Gläubigen wird klar sein, daß die Verkündigung des Evangeliums sowohl ein Angebot der Liebe Gottes an alle Menschen als auch eine Notwendigkeit für den Menschen darstellt, sich der Wahrheit nicht zu entziehen. Damit aber die Botschaft des Herrn wahrhaftig zu den Menschen kommt, darf sie nicht relativiert und verfälscht werden. Der heilige Paulus spricht in diesem Zusammenhang ein starkes Wort:

 “Ich bin erstaunt, daß ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und daß ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet. Es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen. Jedoch, auch wenn wir selbst oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten als das, das wir verkündet haben – er sei verflucht. Was ich gesagt habe, das sage ich noch einmal: Wer euch ein anderes Evangelium verkündet im Widerspruch zu dem, das ihr angenommen habt – er sei verflucht.” (Gal 1,6-9)

Fortsetzung folgt!

[1] https://de.catholicnewsagency.com/news/16877/papst-franziskus-in-singapur-alle-religionen-sind-ein-weg-um-gott-zu-erreichen

[2] “Der Pluralismus und die Verschiedenheit der Religion, der Hautfarbe, des Geschlechts, der Rasse und der Sprache entsprechen dem weisen, göttlichen Willen, mit dem Gott die Menschen erschaffen hat.

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