“Der Geist selber bezeugt unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind!” (Röm 8,16)
Die Gabe der Gottesfurcht führt uns dazu, Gott mit einer kindlichen Liebe anzuhangen und ihn auf keinen Fall beleidigen zu wollen.
Die Gabe der Frömmigkeit berührt und belebt unser geistliches Leben auf eine neue, sehr milde und sanfte Art. Unter seinem Einfluß soll sich in der Beziehung zu Gott und zum Nächsten noch eine andere Qualität der Liebe entfalten. Die Frömmigkeit möchte das Herz Gottes, den sie als geliebten Vater erkennt, erobern.
Sie begnügt sich daher nicht damit, alles zu vermeiden, was auch nur den geringsten Mißklang in die Beziehung zu Gott bringen könnte, sondern sie will dem Herrn in allen Dingen Freude machen. Wer vom Geist der Frömmigkeit geführt wird, will als wahres Kind Gottes leben. Selbst harte und schwere Pflichten können auf diesem Weg leicht und süß werden. Man kann in diesem Zusammenhang ein wunderbares Wort der Heiligen Maria de Guigné in Erinnerung rufen: “Nichts ist schwer, wenn man Gott lieb hat.”
Schon am Morgen, beim Dank an Gott für den neuen Tag, wird man im Geist der Frömmigkeit den Blick erheben und fragen: Was, lieber Vater, kann ich für Dich tun? Womit kann ich Dir Freude machen.
Der Geist der Frömmigkeit will unser Herz mild und sanft machen. Hierbei stößt er jedoch auf Hindernisse. Auch wenn wir uns bereits um Sanftmut bemühen, gelingt es uns oft nicht dauerhaft, sanftmütig zu sein – besonders in widrigen Umständen. Dann nehmen wir deutlich wahr, daß wir es aus unserer eigenen Kraft nicht schaffen.
Gott kommt uns zu Hilfe mit der Gabe der Frömmigkeit und schmilzt die Härten in unserem Herzen auf (Pfingstsequenz:“Wärme Du, was kalt und hart”). Er nimmt das Herz sozusagen in seine Hände und “bildet unser Herz nach Seinem Herzen!”
Die Leichtigkeit, welche den Geist der Frömmigkeit auszeichnen kann, kommt von der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Sie hilft uns, den Willen Gottes gerne, ganz und gleich zu tun; man kann annehmen, daß die Engel so handeln.
Durch den Einfluß dieser Gnade wird es uns immer klarer, daß Gott der Vater aller Menschen ist. So durchdringt die Frömmigkeit unser Leben und verändert auch die Beziehung zum Nächsten. Es wird geschmeidiger und liebevoller, da der Geist uns hilft, alle Kanten und Ecken abzuschleifen und jene Sprödigkeit und Härte gegenüber dem Nächsten zu überwinden, besonders gegenüber dem, der uns lästig oder feindlich gesonnen ist.
Wir sollten sehr darum bitten, diese Gabe zu erlangen, und lernen, auf die feinen Weisungen des Geistes zu achten, denn unter dem Einfluß dieser Gabe werden wir herzlicher und kindlicher.
Gerade wenn wir uns innerlich trocken und kalt fühlen, dürfen wir uns nicht beirren lassen. Es ist die Treue und eine dauernde Übung des Gebets – auch wenn wir keine fühlbare Andacht erhalten – welche die Gabe der Frömmigkeit auf uns herabziehen können.
Mit ihr wird der begonnene Weg der inneren Verwandlung vertieft. Wir erlauben dem Heiligen Geist, seinen Einfluß auf uns immer mehr auszuüben, und unser Weg der Nachfolge wird durch die Gabe der Frömmigkeit behende und anziehend.
So werden wir gleichermaßen von einer verbissenen und starren Weise unseres Glaubenslebens befreit, wie auch von einer leichtfertigen und oberflächlichen Art, mit dem großen Gut des Glaubens umzugehen.