Der Heilige Pfad der Fastenzeit | Tag 29: “Nachfolge In Zeiten antichristlicher Bedrohung (II)“

Heute setzen wir das Thema »Antichrist« fort, das wir noch einige Tage behandeln wollen. Ich möchte auch konkrete Hilfestellungen zum Umgang mit dieser Bedrohung durch den Antichristen und seinem »Gefolge« geben.

Es gibt zwei sehr prägnante Stellen in der Heiligen Schrift, die vom Antichrist sprechen:

“Laßt euch durch niemanden und auf keine Weise täuschen! Denn zuerst muß der Abfall von Gott kommen und der Mensch der Gesetzwidrigkeit offenbar werden, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles, was Gott oder Heiligtum heißt, so sehr erhebt, daß er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und sich als Gott ausgibt. […] Denn das Geheimnis der Bosheit ist schon am Werk; nur muß erst der beseitigt werden, der es jetzt noch zurückhält. Dann wird der gesetzwidrige Mensch allen sichtbar werden. Jesus, der Herr, wird ihn durch den Hauch seines Mundes töten und durch das Erscheinen seiner Ankunft vernichten. Der Gesetzwidrige aber wird, wenn er kommt, die Kraft des Satans haben. Er wird mit großer Macht auftreten und trügerische Zeichen und Wunder tun. Er wird jene, die verloren gehen, mit allen Mitteln der Ungerechtigkeit täuschen; denn sie haben sich der Liebe zur Wahrheit verschlossen, durch die sie gerettet werden sollten. Darum läßt Gott sie der Macht des Irrtums verfallen, sodaß sie der Lüge glauben; denn alle müssen gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern an der Ungerechtigkeit Gefallen hatten.” (2 Thess 2.3-4.7-12)

Und im Johannesbrief heißt es:

“Meine Kinder, die letzte Stunde ist da. Ihr habt gehört, daß der Antichrist kommt, und jetzt sind viele Antichriste aufgetreten. Daran erkennen wir, daß die letzte Stunde da ist. Sie sind aus unserer Mitte gekommen, aber sie haben nicht zu uns gehört; denn wenn sie zu uns gehörten, wären sie bei uns geblieben. Es sollte aber offenbar werden, daß sie alle nicht zu uns gehören.” (1 Joh 2,18-19)

Ausgehend von den verschiedenen Zeugnissen der Heiligen Schrift, der Literatur und einzelner Personen, ergeben sich folgende Merkmale für das Bild des Antichristen:

Der Antichrist – oder “Sohn des Verderbens” (2 Thess 2,3) – wird als Weltherrscher auftreten. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen sich entsprechende Antichristen relativ rasch als gewalttätige Diktatoren entpuppten, wird der zu erwartende Antichrist als eine Art globaler Friedensbringer geschildert, der mit einem besonderen Charisma und entsprechenden politischen Vollmachten ausgestattet sein wird, um seine Ziele durchsetzen zu können. Er wird in einer Zeit großer Not der Menschheit kommen, in einer Zeit, in der aufgrund der vorangegangenen Entwicklungen in der Welt eine globale Herrschaftsform möglich ist. Nach außen hin mag er als tugendhafter und spiritueller Mensch auftreten, seine tiefste Inspiration jedoch ist dämonischen Ursprungs.

Wie sein Name schon sagt, wird der Antichrist als eine Imitation des Erlösers auftreten und versuchen, seine Feindschaft gegenüber Christus zu verbergen. Er wird sogar in der Lage sein, das Evangelium zu zitieren und besonders die Stellen hervorzuheben, in denen es um die Zuwendung zum Menschen in seiner Not geht. Er wird den Eindruck erwecken, aus christlicher Nächstenliebe zu handeln, für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit einzutreten und wird eine Art »innerweltliches Evangelium« anbieten, das sowohl die Transzendenz Gottes als auch die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen leugnet. Seine eigentliche »satanische Mission« wird er verbergen. Sie besteht in der Erringung der Weltherrschaft und im Eindringen in den Tempel Gottes, um sich an die Stelle Gottes zu setzen (vgl. 2 Thess 2,4 und Mt 24,15).

Der Antichrist wird entsprechenden Einfluß auf die Kirche ausüben, um sie für seine Zwecke zu mißbrauchen und sie so in ihrer Sendung zu pervertieren. Es wird ihm gelingen, eine große Anzahl von Christen auf seine Seite zu ziehen und in Zeiten der großen Apostasie Verwirrung zu stiften.

Nicht wenige vermuten, daß der Antichrist einen »falschen Propheten« an seiner Seite haben wird (vgl. Apk 19,20), der sein Kommen bereits vorbereitet. Leider ist nicht auszuschließen, daß dieser falsche Prophet ebenso wie der Antichrist selbst aus dem christlichen Lager kommt. Erinnern wir uns an das oben zitierte Schriftwort: “Sie sind aus unserer Mitte gekommen, aber sie haben nicht zu uns gehört” (1 Joh 2,19).

Es sind nun einige Merkmale angesprochen, die uns helfen sollen, das Auftreten eines Antichristen identifizieren zu können, wenn er dann offenbar wird. Sicher sind sie nicht umfassend, aber bei entsprechender Wachsamkeit wird man den »geistlichen Geschmack« der antichristlichen Täuschungen wahrnehmen können. Es ist sicher nicht schwer, ihn schon jetzt in der Welt zu entdecken. Wenn wir am überlieferten katholischen Glauben festhalten, werden wir diesen »geistlichen Geschmack« verhältnismäßig leicht identifizieren können. Doch müssen wir auch wahrnehmen, ob ein solcher Geist in die Kirche eingedrungen ist, denn er will sich ja in den Tempel Gottes setzen. Sicher wird er auch versuchen, in den inneren Tempel unseres Herzens einzudringen.

Link zur Meditation über die Lesung von heute: https://elijamission.net/2022/03/30/

Link zur Meditation des Tagesevangeliums: https://elijamission.net/2021/03/17/

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