“Jeder ordne sich den Trägern der staatlichen Gewalt unter. Denn es gibt keine staatliche Gewalt außer von Gott; die jetzt bestehen, sind von Gott eingesetzt. Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen. Vor den Trägern der Macht hat sich nicht die gute, sondern die böse Tat zu fürchten; willst du also ohne Furcht vor der staatlichen Gewalt leben, dann tue das Gute, sodaß du ihre Anerkennung findest! Denn sie steht im Dienst Gottes für dich zum Guten. Wenn du aber das Böse tust, fürchte dich! Denn nicht ohne Grund trägt sie das Schwert. Sie steht nämlich im Dienst Gottes und vollstreckt das Urteil an dem, der das Böse tut. Deshalb ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen.
Das ist auch der Grund, weshalb ihr Steuern zahlt; denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben. Gebt allen, was ihr ihnen schuldig seid, Steuer, wem ihr Steuer schuldet, Zoll, wem ihr Zoll schuldet, Furcht, wem ihr Furcht schuldet, Ehre, wem ihr Ehre schuldet!” (Röm 13,1-7)
Heute hören wir, wie Paulus die Gemeinde unterweist, wie sie mit staatlicher Autorität umzugehen hat. Er betont, daß auch die staatliche Gewalt von Gott eingesetzt ist und deshalb Unterordnung verlangen kann. Wer Gutes tut, muß sich vor ihr nicht fürchten. Aber sie trägt das Schwert, um das Urteil an dem, der Böses tut, zu vollziehen. Als Christen befolgen wir diese Weisungen, wenn auch mit bestimmten Grenzen.
Eine Grenze ist gegeben, wenn von staatlichen Autoritäten etwas verlangt wird, was gegen das Gewissen geht und wenn sie selbst willkürlich und gegen das Gesetz handeln.
Papst Johannes XXIII. faßt diesen Punkt in seiner Enzyklika »Pacem in Terris« folgendermaßen zusammen: “Da die staatliche Gewalt von der Ordnung der geistigen Wirklichkeit gefordert wird und von Gott ausgeht, können Gesetze oder Anordnungen die Staatsbürger innerlich nicht verpflichten, wenn die Staatslenker gegen diese Ordnung und deshalb gegen Gottes Willen Gesetze erlassen oder etwas vorschreiben; denn man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 5,29); in diesem Fall hört die Autorität ganz auf” (Nr. 30).
Es ist wichtig, sich dessen bewußt zu sein, denn wir sind zunehmend mit antichristlichen Gesetzgebungen konfrontiert, die wir um des Herrn willen gar nicht akzeptieren können. Denken wir zum Beispiel an die jüngsten Entwicklungen in Großbritannien, wo das ungeborene Kind jetzt ohne jeglichen staatlichen Schutz bleibt, oder an die vielen anderen gottwidrigen Gesetze in dieser Welt.
Folgen wir nun weiter den Worten des Römerbriefs:
“Niemandem bleibt etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe! Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren! und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.” (Röm 13,8-10)
Paulus führt uns damit zum Kern der christlichen Botschaft. Alles, was der liebende Vater vollbringt, entspringt der Quelle seines Herzens, das uns Menschen unermeßlich liebt. Es gibt keinen anderen Beweggrund für das Handeln Gottes, denn in Gott gibt es keine Finsternis (1 Joh 1,5). Alles, was er erschaffen hat, geschah aus Liebe, einschließlich der letzten Konsequenz, um dieser Liebe willen auch Leid und Tod auf sich zu nehmen.
Das wissen wir durch die Botschaft, die der Kirche anvertraut ist. Die Erfüllung des Gesetzes besteht also darin, die Liebe, die Gott uns schenkt, an andere Menschen weiterzugeben. Das ist es, was Gott von uns möchte, und dieses Zeugnis der Liebe Gottes muß in die ganze Welt hinausgetragen werden. Das kann die Welt verwandeln, wenn sich die Menschen Gott anvertrauen und die Gnade der Erlösung in Christus annehmen. Der Unfriede, den wir in dieser Welt zu beklagen haben, entsteht dadurch, daß die Gebote Gottes nicht befolgt werden. Dadurch kann Gottes Liebe nicht in die Herzen eindringen, um sie zu verwandeln und fähig zu machen, Gott und die Menschen zu lieben.
Schließlich ermahnt der heilige Paulus die Gemeinde, geistig ganz aufzuwachen, und läßt sie nicht im Unklaren darüber, worauf sie in der Nachfolge Christi zu achten haben.
“Und das tut im Wissen um die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts! Laßt uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht! Vielmehr zieht den Herrn Jesus Christus an und sorgt nicht so für euren Leib, daß die Begierden erwachen.” (Röm 13,11-14)
Es geht um eine klare Lebensführung, die für die Entfaltung der uns anvertrauten Gnade unerläßlich ist. Die Werke der Finsternis sollen nicht länger über uns herrschen. Wir sind daher gerufen, ihnen keine Nahrung durch ein ungeordnetes Leben zu geben und unsere Begierden zu zügeln. Das bedeutet, aufmerksam zu sein und »den Herrn Jesus Christus anzuziehen«, das heißt seine Weise anzunehmen und Zeugen der Liebe Christi zu werden.
Betrachtung zum Tagesevangelium: https://elijamission.net/dem-ruf-folgen-2/#more-14624