Ps 63,2-9
Gott, Du mein Gott, dich suche ich,
meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.
Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
Denn deine Huld ist besser als das Leben,
darum preisen dich meine Lippen.
Ich will dich rühmen mein Leben lang,
in deinem Namen die Hände erheben.
Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele,
mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen.
Ich denke an dich auf nächtlichem Lager
Und sinne über dich nach, wenn ich wache.
Ja, du wurdest meine Hilfe;
jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.
Meine Seele hängt an dir,
deine rechte Hand hält mich fest.
Zutiefst dürstet die Seele nach Gott, denn Er ist ihre Heimat. Auch wenn der Mensch dies nicht bewußt wahrnimmt und seine Seele an den vergänglichen Dingen dieser Welt hängt, so gilt dies trotzdem. Dann ist die Seele allerdings nicht nur heimatlos, sondern sie gerät unter die Diebe und Räuber. Sie bleibt in einem Kerker, sie kennt keine saftigen Weiden, sie weiß nicht, wo sie ihre Ruhe finden kann und irrt umher. Es ist ein trostloser Zustand, dessen sich Gott immer wieder erbarmt, denn er hat den Menschen doch aus Liebe nach seinem Abbild geschaffen und verläßt ihn nicht.
In dem heutigen Psalm hören wir die Stimme einer erwachten Seele. Sie verlangt nach Gott und streckt sich nach Ihm aus, denn Sie spürt es sehr deutlich, wenn Gott ihr fehlt.
Ohne Ihn ist sie “wie dürres lechzendes Land ohne Wasser” und keine Frucht wächst. Das Verspüren der inneren Dürre läßt sie umso mehr nach Gott Ausschau halten; sie ruft nach Ihm.
So wird uns auch der Weg gezeigt, wie wir der inneren Trostlosigkeit entrinnen können, welche unser Leben sehr beeinträchtigen kann: Es ist der Lobpreis Gottes, durch den wir uns zu Ihm erheben und der die Seele aus ihrer Trübnis befreit. Das Versenken in Gott, die Anrufung seines Namens, die Einkehr in seine Liebe: all das befreit uns aus den Fesseln. Die Seele kann nun freier atmen und verkümmert nicht. Sie erwacht und der Geist der Einsicht läßt sie wissen: “Gottes Huld ist besser als das Leben.”
So ist es: Lieber im Reich Gottes den letzten Platz einnehmen, als im Reich der Eitelkeiten etwas gelten; lieber in der Huld Gottes sterben, als ein Leben in der Gottferne verbringen. Die Seele weiß dies, läßt sich aber sehr leicht betören. Erhebt sie sich jedoch zu Gott, dann wird sie “ wie an Fett und Mark satt”.
“Ist einer traurig so bete er!” (Jak 5,13), rät uns der Apostel Jakobus.
Es ist wichtig, uns nicht der ungeordneten Traurigkeit zu überlassen, denn sie trübt die Seele ein, verdunkelt sie und nimmt ihr sowohl den natürlichen als auch den geistigen Schwung. Die Wüstenväter sprechen von der “Tristita” und bringen diese sogar in Zusammenhang mit einem dämonischen Einfluß auf die Seele.
Der Trägheit und der ungeordneten Traurigkeit sollte man keinen Raum geben! Mit der ungeordneten Traurigkeit ist ein Gefühlszustand gemeint, welcher keinen realen Grund zur Trauer hat. Die Anrufung Gottes und die konkrete Bitte an den Heiligen Geist werden den “Zug nach unten” aufhalten, so daß sich die Seele wieder erheben kann. Sie erfährt dann, daß Seine rechte Hand sie festhält!