Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören? Jesus erkannte, daß seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn aufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wußte nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn ausliefern würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes. Jesus erwiderte: Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt? Und doch ist einer von euch ein Teufel. Er sprach von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot; denn dieser sollte ihn ausliefern: einer der Zwölf.
Es ist offensichtlich, daß Jesus um der Wahrheit seiner Botschaft willen nicht bereit ist, Kompromisse zu machen, damit ihm möglichst viele folgen. Jesus nimmt das Murren mancher seiner Jünger wahr, die ihm bisher nachgefolgt sind. Aber er kann und will seine Botschaft nicht abschwächen, denn sonst würde er die ihm vom Vater anvertraute Mission verraten und damit auch sich selbst.
Er fährt fort, sie weiter zu unterweisen: “Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn aufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war?” Der Herr versucht immer wieder zu verdeutlichen, daß er nicht nur als Mensch, sondern auch als Gott handelt, daß sein ganzes Kommen nur von daher verständlich wird, wenn sich durch ihn der ewige Vater offenbart. Gott ist Geist, und er muß deshalb auch im Geist verstanden werden, den unser Vater reichlich schenkt. Wenn man der Einladung durch den Geist folgt, dann öffnen sich die Augen und man beginnt zu sehen. Die menschliche Erkenntnisfähigkeit allein ist dazu nicht in der Lage. Sie braucht die Erleuchtung durch den Heiligen Geist, um mit den Augen des Glaubens zu sehen.
Das wird in den obigen Worten deutlich: Ein Teil seiner Jünger, die sich um Jesus versammelt hatten, fanden seine Rede zu hart und wollten ihm nicht mehr folgen. Bei ihnen ging der Glaube nicht in jene Tiefe, wie bei Petrus.
Jesus hielt sie nicht zurück! Er wandte sich an die Zwölf, die er erwählt hatte: “Wollt auch ihr weggehen?” Simon Petrus gab darauf jene Antwort, die bis heute das Herz eines jeden Gläubigen erwärmt, und das man ihm mit voller Überzeugung nachsprechen kann: “Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes”.
Hier begegnen wir dem wahren Glauben. Wenn man den Herrn einmal erkannt hat, gibt es keinen Weg mehr ohne ihn! Wenn der Heilige Geist uns diese Überzeugung geschenkt hat und wir im Glauben daran festhalten, dann ist das Entscheidende geschehen und wir können den Herrn nur anflehen, daß wir uns nie von ihm entfernen.
Dieser Glaube läßt uns dann all die Wahrheiten, die uns durch das Evangelium und die authentische Lehre der Kirche geschenkt werden, annehmen, bewahren und bezeugen. Leider kann man aber nicht ausschließen, daß manche dieser Lehren den Menschen heute auch“zu hart” erscheinen und dem Zeitgeist widersprechen. Sollte man sie dann aufweichen, damit doch möglichst viele zum Glauben kommen? Kann man z.B. die Überzeugung aufgeben, daß Jesus der einzige Weg zum Vater ist, weil man heute gerne davon spricht, daß doch alle Religionen zu Gott führen? Selbst von der Kirchenleitung ist dies zu vernehmen!
Nein, das kann man nicht, wenn man der erkannten Wahrheit nicht untreu werden will. Hier sollen wir vom Beispiel Jesu lernen. Auch wenn Menschen sich vielleicht von uns zurückziehen, weil wir die Wahrheit verteidigen, können wir keine »Zugeständnisse« machen und die uns von Gott anvertraute Wahrheit relativieren, sondern müssen in Kauf nehmen, daß sich manche abwenden.
Es muß für unseren Herrn ungeheuer schmerzhaft gewesen sein zu wissen, daß einer von den Zwölf ein “Teufel” war. Obwohl dieser drei Jahre mit Jesus unterwegs war, all die Wunder gesehen und seine Worte gehört hat, wurde er doch zum Verräter. Der Teufel hat so lange seinen Einfluß auf Judas ausgeübt, bis er tatsächlich Jesus auslieferte. Und wir kennen sein tragisches Ende (Mt 27,3-5)!
Der Weg dieses Jüngers soll uns ein mahnendes Beispiel sein, nicht nachlässig und im Glauben schwach zu werden und uns umso tiefer an Jesus zu binden. Wir können den Herrn bitten, niemals zuzulassen, daß wir von ihm abfallen, und sich immer in den Weg zu stellen, wenn wir Irrwege gehen.
Halten wir an dem herrlichen Bekenntnis des Petrus fest! Es kann uns durch all die wirren Zeiten, die wir durchzustehen haben, wie ein Leuchtturm dienen, dessen Licht nicht verlöscht, auch wenn versucht wird, dieses Bekenntnis zu verdunkeln: “Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.”