Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, daß der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, daß er von den Toten auferstehen müsse. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
Es ist geschehen: Der Herr ist auferstanden von den Toten! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja. Dieser Ruf erschallt in der gläubigen Christenheit und gibt ihr Hoffnung. Hoffnung auch in düsteren Zeiten, in denen sie zu schwinden scheint, denn die Auferstehung Christi ist das sichtbare Zeichen des Sieges über Hölle und Tod! “Tod, wo ist Dein Stachel, Hölle, wo ist Dein Sieg?” (1 Kor 15,55).
In Jerusalem wird das Heilige Feuer, das bis heute an Ostern auf wunderbare Weise die Kerzen im Grab des Herrn entzündet, mit Freude durch die Straßen Jerusalems und in alle Häuser getragen, die sich ihm öffnen. Ein warmer Glanz liegt dann über der Altstadt. “Christus ist auferstanden”, rufen sich die Menschen zu. Ein Hauch dieses Sieges Christi ist darin spürbar.
Die Jünger Jesu müssen erst noch einen Weg gehen, um zu begreifen, was da am Ostermorgen geschehen ist. Noch liegt es für sie im Dunkeln, und sie sind erschüttert und in Trauer über den Tod ihres Herrn. Wie wird es nach seinem Tod weitergehen? Der Herr lag nun im Grab …
Maria Magdalena war bereits zum Grab geeilt. Gewiß hatte die Liebe zu Jesus sie schon früh geweckt, ihren Herrn zu ehren und ihn zu beweinen. Doch der Stein vor dem Grab war nicht mehr da! Sie fürchtete, man hätte Jesus aus dem Grab weggenommen. Aber wohin?
Sicher, sie hatte gehört, wie Jesus von seiner Auferstehung gesprochen hatte. Die Worte Jesu waren wohl allen Gläubigen bekannt, und sie werden darüber geredet haben, ohne sie schon richtig zu verstehen. Doch konnte sie dieses erste Zeichen nicht deuten und eilte rasch zu Petrus und Johannes, um ihnen davon zu berichten.
Die beiden Jünger eilten zum Grab. Die Schrift berichtet, daß Johannes zuerst ankam und die Leinenbinden sah. Petrus betrat das Grab und bemerkte an einer besonderen Stelle auch das Schweißtuch. Dann ging auch Johannes in die Grabkammer hinein, und es heißt: “Er sah und glaubte”.
Johannes wird mit seinem liebenden Herzen begonnen haben, es zu verstehen, auch wenn ihm die ganze Wirklichkeit der Auferstehung nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift noch nicht aufgegangen war. Aber sein Herz ahnte es und wußte es vielleicht auch schon! Er sah mit seinem Herzen. Die wahre Liebe ist oft schneller als der Verstand, sie hat einen direkten Zugang zur Wirklichkeit, während der Verstand oft einen längeren Weg braucht.
Was wird nun in ihnen vorgegangen sein? War es schon eine bange Hoffnung, mit der sie nach Hause zurückkehrten und die sie mit den anderen teilten? Vielleicht hat das Licht der Erkenntnis, das im Herzen des Johannes aufzugehen begann, auch Petrus berührt? Wir wissen es nicht. Aber es könnte gut sein!
Die Schrift berichtet nur, daß sie nach Hause zurückkehrten. Und doch: Sie sind bereits mit dem Geschehen der Auferstehung in Berührung gekommen. Das Grab war leer, sie sahen die Leinenbinden und das Schweißtuch. Wo war nun ihr Herr?
Bald wird Jesus ihnen Gewißheit geben und sich ihnen zeigen. Dann werden sie Zeugen seiner Auferstehung sein und diese Botschaft zu anderen Menschen tragen, damit sie glauben und gerettet werden. Nur noch eine kurze Zeit!
Die liebende Maria Magdalena, die vor dem Grab weinte, wird die Erste sein, die den Auferstandenen sieht. Welch unendliche Freude!