Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht. Ihr habt gehört, daß ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt. Ich werde nicht mehr viel zu euch sagen; denn es kommt der Herrscher der Welt. Über mich hat er keine Macht, aber die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und so handle, wie es mir der Vater aufgetragen hat. Steht auf, wir wollen von hier weggehen!
Das Wort Gottes bringt die Entscheidung mit sich, ob man sich ihm öffnet und damit der Wahrheit folgt, oder ob man sich der Wahrheit verschließt. Auf die Wahrheit zu antworten bedeutet, sich für die Liebe zu Jesus zu entscheiden und seinem Wort zu folgen. Wer sich der Wahrheit verweigert, schließt sich von der Gnade aus, die für den Menschen bereitet ist. Das ist deshalb, wie Jesus betont, weil es das Wort des Vaters ist, das die Juden als das auserwählte Volk zuerst verstehen und annehmen sollen, um es dann in die Welt hinauszutragen. Dies aber soll geschehen durch den Beistand des Heiligen Geistes, des unfehlbaren Lehrers, den der Vater und der Sohn senden, damit das Evangelium im Lichte Gottes vollmächtig und in Wahrheit verkündet werde und die Menschen zum Glauben kommen. Nichts von dem, was Jesus gesagt hat, darf verlorengehen. Der Heilige Geist wird nicht nur an alles erinnern, sondern auch die Missionare bis an die Enden der Erde senden, um die Erlösung in Christus zu verkünden und die Seele der Kirche zu sein. Die Kirche formt sich aus Juden und Heiden unter ihrem Haupt, das Christus ist, wenn er wiederkommen wird.
Jesus spricht dann Worte über den Frieden, den er geben wird. Es ist ein anderer Friede als der, den die Welt gibt. Vor allem ist es ein Friede, der von Gott kommt, der also mit Gott in Einheit steht. Ohne diese Übereinstimmung mit seinem Willen kann es keinen wahren Frieden geben, denn jede Übertretung des Gebotes Gottes, die nicht gesühnt ist und Vergebung gefunden hat, bleibt eine schwere Störung der heiligen Ordnung Gottes, die er seiner Schöpfung gegeben hat.
Deshalb ist Jesus der wahre Friedefürst, weil durch ihn der sündige Mensch mit Gott versöhnt wird, wenn er ihn als seinen Herrn annimmt und ihm nachfolgt.
Hier begegnen wir der Wurzel des Unfriedens und dem, der allein den Unfrieden an der Wurzel heilen kann, indem er die Menschen, die der Vater ihm gegeben hat (Joh 17,24), zu Gott zurückführt, die bittere Wurzel aus ihnen entfernt und an ihre Stelle den Heiligen Geist sendet. Dieser senkt die göttliche Liebe in die Tiefe unseres Seins ein und stellt die innere und äußere Verbindung mit Gott her. Er begleitet, führt und stützt den Menschen auf seinem Weg in die Ewigkeit. Diesen großen Trost hat Jesus hinterlassen, damit das Herz der Jünger sich nicht beunruhige und verzage. Das gilt auch heute.
Dann spricht Jesus von seiner Heimkehr zum Vater. Bald hat er seine Aufgabe auf Erden erfüllt und lädt seine Jünger ein, sich mit ihm zu freuen, denn was kann es für ihn Schöneres geben, als zum Vater zurückzukehren und die Menschen, die Gott ihm anvertraut hat, mitzubringen. Sie und alle, die bis ans Ende der Zeiten auf sein Wort hören und ihm glauben, sind der Siegespreis Jesu (vgl. Jes 40,10).
Zuvor aber kommt der Fürst dieser Welt, der sein Werk der Feindschaft und Zerstörung vollenden will. In seiner Verblendung weiß er nicht, daß Gott alles, was er tut, in den Dienst nehmen wird, damit das einmalige Opfer Christi auf Golgotha für alle Menschen zur Quelle des Lebens werde. Er weiß nicht, daß er der »betrogene Betrüger« ist und seine scheinbaren Siege immer schon die Niederlage in sich tragen, weil sie im Aufruhr gegen Gott errungen und von Neid und Hass zerfressen sind. Auch weiß er nicht, daß nicht er der Herr des Geschehens auf Golgotha sein wird, sondern daß Jesus freiwillig für die Menschheit in den Tod geht. Der Herrscher dieser Welt hat keine Macht über ihn.
Das alles weiß er nicht, und so muß er, ohne es zu wissen, dem Heilsplan Gottes dienen, der dem Abgrund der Bosheit die höchste Liebe entgegensetzt. Der grausame Tod am Kreuz wird zum hellen Licht der Liebe Gottes, das unüberbietbar von der Güte dessen zeugt, der kommt, um die Menschen zu erlösen. Die Welt soll erkennen, daß Jesus aus Liebe zu seinem himmlischen Vater und um der Erfüllung seiner Sendung willen diesen Tod erleidet. So wird für immer dieses Zeichen aufgerichtet sein, damit der Herr, wenn er über die Erde erhöht ist, alle Menschen zu sich ziehen kann (Joh 12,32).