Das Evangelium nach Johannes (Joh 10,23-39): »Wenn ihr mir nicht glaubt, dann glaubt wenigstens den Werken«

Jesus ging im Tempel in der Halle Salomos auf und ab. Da umringten ihn die Juden und fragten ihn: Wie lange hältst du uns noch hin? Wenn du der Christus bist, sag es uns offen! Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, legen Zeugnis für mich ab; ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört. Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.Ich und der Vater sind eins. Da hoben die Juden wiederum Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus hielt ihnen entgegen: Viele gute Werke habe ich im Auftrag des Vaters vor euren Augen getan. Für welches dieser Werke wollt ihr mich steinigen? Die Juden antworteten ihm: Wir steinigen dich nicht wegen eines guten Werkes, sondern wegen Gotteslästerung; denn du bist nur ein Mensch und machst dich selbst zu Gott. Jesus erwiderte ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er jene Menschen Götter genannt hat, an die das Wort Gottes ergangen ist, und wenn die Schrift nicht aufgehoben werden kann, dürft ihr dann von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, sagen: Du lästerst Gott – weil ich gesagt habe: Ich bin Gottes Sohn? Wenn ich nicht die Werke meines Vaters vollbringe, dann glaubt mir nicht! Aber wenn ich sie vollbringe, dann glaubt wenigstens den Werken, wenn ihr mir nicht glaubt! Dann werdet ihr erkennen und einsehen, daß in mir der Vater ist und ich im Vater bin. Wieder suchten sie ihn festzunehmen; er aber entzog sich ihrem Zugriff.

Was hätte der Herr noch sagen oder tun können, um die Juden davon zu überzeugen, daß er der erwartete Messias ist? Er hatte die Werke vollbracht, die ihn als Gesandten des Vaters bezeugten, er hatte die Worte des Vaters zu ihnen gesprochen, er hatte sich ihretwegen auf Streitgespräche eingelassen.

Immer wieder kommt Jesus auf einen entscheidenden Punkt zurück: “Ihr glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört!”

Es muß von Gott her eine Bedingung geben, warum die einen die Botschaft annehmen, während die anderen sie nicht annehmen oder sogar in Feindschaft geraten. Es ist uns Menschen in der Regel nicht gegeben, die Gründe dafür zu erkennen. Was wir aber wissen, ist, daß es nicht etwa eine Vorherbestimmung gibt, die festlegt, daß der eine erkennt und der andere nicht, wie es manche protestantische Richtungen mit der sog. Prädestinationslehre behaupten. Das verträgt sich nicht mit der Freiheit und Gerechtigkeit, die Gott den Menschen schenkt.

Dennoch stehen wir einer solchen Situation nicht hilflos gegenüber, wenn wir Menschen sehen, die sich innerlich verschließen, sondern wir sind gerufen, für sie zu beten. Ein solches Gebet kann Gott dann auf den nur ihm bekannten Wegen in den Dienst nehmen, daß die Umwandlung eines Herzens möglich wird. So können durch die Gnade Gottes auch Verstockte den finden, der sie hörend macht.

Noch einmal macht Jesus den Juden deutlich, daß seine Schafe ihm folgen und in der Hand seines Vaters sicher sind, und daß er und der Vater eins sind.

Und wieder versuchen die feindseligen Juden, ihn zu steinigen. Doch der Herr stellt sie zur Rede und fragt ganz konkret, für welches Werk sie ihn steinigen wollen. Sie weichen der Frage aus, denn es waren ja gerade die Werke, welche die Vollmacht des Herrn offenbaren sollten, und ihre Reaktion darauf war, ihn töten zu wollen. Die Werke konnten nicht ungeschehen gemacht werden, und dennoch versuchten sie, auch diese zu verdächtigen, wodurch sie sich den Weg immer mehr verbauten. Offensichtlich fürchteten sie auch, daß das Volk sich mehr und mehr auf die Seite des Herrn stellen und an Jesus glauben könnte.

Im weiteren Disput, in dem sie betonten, daß sie ihn deshalb töten wollten, weil er sich Gott gleich gemacht habe, stellte er den Zusammenhang noch einmal deutlich her:

“Wenn ich nicht die Werke meines Vaters vollbringe, dann glaubt mir nicht! Aber wenn ich sie vollbringe, dann glaubt wenigstens den Werken, wenn ihr mir nicht glaubt! Dann werdet ihr erkennen und einsehen, daß in mir der Vater ist und ich im Vater bin.”

Es gab kein Ausweichen mehr! Diese Auseinandersetzung konnte nicht mehr durch menschliche Vermittlung überwunden werden. Es ging um die Wahrheit: Ist Jesus der Sohn Gottes? Glaubt man an ihn oder nicht? Das wurde klar!

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