2 Thess 2,16-3,5
Brüder! Jesus Christus selbst aber, unser Herr, und Gott, unser Vater, der uns liebt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung schenkt, ermutige eure Herzen und gebe euch Kraft zu jedem guten Werk und Wort. Im Übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn sich ausbreitet und verherrlicht wird, ebenso wie bei euch! Betet auch darum, daß wir vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden; denn nicht alle nehmen den Glauben an. Aber der Herr ist treu; er wird euch Kraft geben und euch vor dem Bösen bewahren. Wir vertrauen im Herrn auf euch, daß ihr jetzt und auch in Zukunft tut, was wir anordnen. Der Herr richte eure Herzen auf die Liebe Gottes aus und auf die Geduld Christi.
Aus der heutigen Lesung wollen wir besonders die Passage betrachten, in der der Heilige Paulus zum Gebet für die Ausbreitung des Wortes Gottes aufruft.
Wir haben leider zu beklagen, daß an vielen Orten die Verkündigung des Evangeliums immer schwächer wird. Wenn jedoch das Wort Gottes den Menschen nicht mehr herausfordert und zur Umkehr ruft, es nicht mehr zur Belehrung und Orientierung dient, dann verliert es seine Kraft.
Zunehmend besteht die Gefahr, daß das Wort mehr oder weniger zur Bestätigung des momentanen Zustandes dieser Welt verwendet wird. Wer aber wird dann noch zum Glauben finden? Das heilige Wort Gottes wird zum Menschenwort, welches den Weg von Gott zu uns Menschen zu versperren droht und uns nicht mehr zu Gott führt.
Als gläubige Menschen dürfen wir nicht die Augen verschließen und die ungesunde Anpassung an den Geist dieser Welt übersehen, die in unsere Kirche eingezogen ist. Das ist eine große Gefahr für die Ausbreitung des Evangeliums. Wenn der Geist der Unterscheidung nicht genügend wirksam ist, dann besteht die Gefahr, sich der Denkweise der Welt anzupassen und somit die Wirkung des Wortes Gottes erheblich zu schwächen.
In der Tat besteht heute zunehmend die Gefahr, daß die Kirche aufgrund des schon länger wirksamen Modernismus nicht mehr mit ihrer Botschaft diese Welt durchdringt, wie der Sauerteig das Ganze durchsäuert (vgl. Mt 13,33), sondern daß die Welt mit ihren häufigen Abirrungen von der Wahrheit in die Kirche eindringt und sie schwächt. Das ist jedoch die Umkehrung dessen, was uns die Heilige Schrift so deutlich vor Augen stellt. “Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern laßt euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist” (Röm 12,2)
Nehmen wir als Beispiel einen sehr zentralen Satz des Evangeliums, der uns unverwechselbar die Mission der Kirche vor Augen stellt: “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben” (Joh 14,6). Nach der Auferstehung Jesu waren die Apostel gesendet, genau diese Botschaft des Herrn zu den Menschen zu tragen.
Niemand kann diese Worte des Herrn verändern. Sie sind so zentral, daß sich alles nach ihnen auszurichten hat. Würde man sie abschwächen, dann wäre dies eine Verfälschung des Gotteswortes und die Menschen wären um die Erlösung in Jesus Christus betrogen.
Wenn man mit anderen Menschen, die nicht glauben, ins Gespräch tritt, dann sind wir gerufen, in der Weisheit des Herrn zu versuchen, ihnen die Botschaft des Heils zu bezeugen. Wir können dabei auf die Hilfe des Heiligen Geistes hoffen.
Wenn Menschen in Ideologien gefangen sind, dann gilt dasselbe; wenn man dazu fähig ist, sollte man ihnen in geeigneter Weise die Irrtümer aufzuzeigen, denen sie unterliegen.
Wenn man Menschen begegnet, die einer anderen Religion angehören, dann können wir versuchen zu erkennen, was in ihrem Leben bereits vom Geist Gottes berührt ist und in kluger Weise daran anknüpfen, um ihnen das Evangelium transparent zu machen. Es wäre jedoch eine große Täuschung, sich auf Überzeugungen einzulassen, daß alle Religionen von sich aus zum einzigen und wahren Gott führen.
Das Wort Gottes und auch die authentische Lehre der Kirche bewahren uns vor solchen Irrtümern, denn – objektiv betrachtet – können diese Irrtümer, wenn sie nicht korrigiert werden, zum Verrat am wahren Glauben führen. Jeder Mensch hingegen ist eingeladen, den Weg Gottes kennenzulernen, und wir Gläubige sind vom Herrn beauftragt, dies auf all den von Gott geöffneten Wegen bekannt zu machen. Niemand kann dies ändern!
Wenn wir die Aufforderung zum Gebet, wie sie der Heilige Paulus im heutigen Text an die Gemeinde in Thessaloniki richtet, für uns verbindlich machen, dann müßten wir heute besonders hinzufügen, daß das Wort Gottes den Menschen verkündet wird, und zwar unverfälscht und in seiner ganzen Bedeutung und Tragweite.