Der heutigen Betrachtung liegt der Lesungstext für den Heiligen Hermenegild, Märtyrer († 585) nach dem Kalender des Alten Ritus zugrunde.
Weish 5,1-5
Der Gerechte wird voll Zuversicht dastehen vor denen, die ihn bedrängt und seine Mühen verachtet haben. Jetzt denken sie anders; seufzend und voll Angst sagen sie zueinander: Dieser war es, den wir einst verlachten und verhöhnten, wir Toren. Sein Leben hielten wir für Wahnsinn und sein Ende für ehrlos. Seht, wie sie nun unter die Kinder Gottes gezählt sind und ihr Anteil unter den Heiligen ist!
Wie töricht und unwissend sind jene Menschen, die die Gläubigen verachten und sich über sie lustig machen. Sie haben das tiefere Geheimnis des Lebens nicht verstanden und spotten über Dinge, deren Sinn ihnen gar nicht bewußt ist. Es ist so, wie es der Heilige Paulus sagt:
“Der irdisch gesinnte Mensch erfaßt nicht, was vom Geist Gottes kommt. Torheit ist es für ihn und er kann es nicht verstehen, weil es nur mit Hilfe des Geistes beurteilt werden kann. Der geisterfüllte Mensch aber urteilt über alles, ihn selbst vermag niemand zu beurteilen.” (1 Kor 2,14-15)
Wenn wir uns dessen bewußt sind, dann kann uns das für den schwierigen Umgang mit solchen Menschen helfen. Wir realisieren, daß sie ein großes Problem haben, das ihnen den Zugang zu einer tieferen Dimension des Lebens versperrt. Objektiv gesehen sind sie in Not, auch wenn sie das selbst nicht anerkennen und eine solche Sicht ablehnen würden. Wenn in ihrer Haltung sogar Spott und Hohn erkennbar werden, dann hat sich das stolze Herz dem Einfluß der Dämonen geöffnet und verdunkelt sich zunehmend. Es bleibt zu hoffen und zu beten, daß noch eine heilsame Erkenntnis einsetzt, sich den notwendigen Schritten der Demut nicht zu verschließen.
Es tut weh, wenn wir selbst oder der heilige Glaube lächerlich gemacht werden, denn es verletzt unsere Würde und richtet sich auch gegen Gott. Wir müssen jedoch damit rechnen, daß in einer zunehmend antichristlichen Atmosphäre in dieser Welt der Glaube angegriffen wird, sei es in der Öffentlichkeit oder im Privaten. Eines der giftigsten und übelsten Dinge ist das Lächerlichmachen. Sicher ist es nicht leicht, damit umzugehen, wenn wir es aber in der rechten Weise tun, dann wird uns daraus geistliche Frucht erwachsen.
Einmal wird es uns helfen eine größere Freiheit gegenüber Menschen zu gewinnen und uns nicht von ihrem Urteil abhängig zu machen. Die Intensität unserer evtl. verletzten Gefühle darf uns nicht so bestimmen, daß wir eingeschüchtert werden und uns nicht mehr getrauen, unseren Glauben zu bekennen.
Wenn wir eine solche Objektivierung vollziehen, in der uns klar wird, daß das Problem nicht bei uns, sondern bei jenen Menschen liegt, die über andere spotten, dann bleiben wir in einer solchen Situation nicht nur in der eigenen Betroffenheit gefangen, sondern beginnen uns zu lösen und sie anders zu betrachten. Damit ist noch nicht das Gift des Spottes und der versuchten Herabwürdigung entzogen. Doch mag es uns dienen, uns leichter auf den Weg zu machen, dieses Gift, das sich unserer Seele bemächtigen will, im inneren Gebet zu überwinden und so die Auswirkungen auf uns zu mildern. Dadurch erschließt sich auch die Möglichkeit, besser für jene beten zu können, deren Seele in beträchtlicher Gefahr ist. Je mehr wir uns dessen bewußt sind, desto dringlicher wird das Gebet, gerade auch für jene, die in der Öffentlichkeit sind und Einfluß auf andere Menschen haben. Wie werden sie vor Gott dastehen, denn der Herr läßt seiner nicht spotten (Gal 6,7)!
Da die Heilige Schrift uns zur Belehrung gegeben ist, können wir zusätzlich noch etwas anderes aus der heutigen Betrachtung mitnehmen.
Wir sollten darauf achten, daß wir selbst niemals andere Menschen lächerlich machen und herabsetzen. Ist es auch nötig, Handlungen objektiv im Licht des Glaubens zu beurteilen und entsprechende Schlüsse daraus zu ziehen, so müssen wir uns davor hüten, z.B. Menschen, die sich irren, der Lächerlichkeit preiszugeben. Weder mit unseren Feinden, noch mit den Mächten der Finsternis sollten wir so umgehen. Wenn wir das nicht beachten, nehmen wir gewissermaßen ihre Art an, und die Folge wäre eine innere Verunreinigung. Das entspricht den Kindern Gottes nicht, die in der Schule des Herrn lernen, selbst die Feinde zu lieben und so ihrem Herrn immer ähnlicher zu werden!