Das Gebet Hiskijas

2 Kön 19,9-11,14-20,31-36

In jenen Tagen schickte Sanherib, der König von Assur, Boten zu Hiskija, dem König von Juda, mit dem Auftrag: So sollt ihr zu Hiskija, dem König von Juda, sagen: Laß dir nicht von deinem Gott, auf den du vertraust, einreden, Jerusalem werde dem König von Assur nicht in die Hände fallen. Du hast doch gehört, was die Könige von Assur mit allen anderen Ländern gemacht haben. Sie haben sie dem Untergang geweiht. Und du meinst, du wirst gerettet? Hiskia nahm das Schreiben von den Boten in Empfang und las es. Dann ging er zum Haus des Herrn hinauf, breitete das Schreiben vor dem Herrn aus und betete vor dem Herrn; er sagte: Herr, Gott Israels, der über den Kerubim thront, du allein bist der Gott aller Reiche der Erde. Du hast den Himmel und die Erde gemacht. Wende mir dein Ohr zu, Herr, und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her! Hör alles, was Sanherib sagt, der seinen Boten hergesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen. Es ist wahr, Herr, die Könige von Assur haben die Völker vernichtet, ihre Länder verwüstet und ihre Götter ins Feuer geworfen. Aber das waren keine Götter, sondern Werke von Menschenhand, aus Holz und Stein; darum konnte man sie vernichten. Nun aber, Herr, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Reiche der Erde erkennen, daß du, Jahwe, Gott bist, du allein. Jesaja, der Sohn des Amoz, schickte zu Hiskija (einen Boten) und ließ ihm sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe gehört, wie du wegen des Königs Sanherib von Assur zu mir gebetet hast. Denn von Jerusalem wird ein Rest ausziehen, vom Berg Zion ziehen die Geretteten hinaus. Der leidenschaftliche Eifer des Herrn wird das vollbringen. Darum – so spricht der Herr über den König von Assur: Er wird nicht in diese Stadt eindringen; er wird keinen einzigen Pfeil hineinschießen, er wird nicht unter dem Schutz seines Schildes gegen sie anrennen und keinen Damm gegen sie aufschütten. Auf dem Weg, auf dem er gekommen ist, wird er wieder zurückkehren. Aber in diese Stadt wird er nicht eindringen – Spruch des Herrn. Ich werde diese Stadt beschützen und retten, um meinetwillen und um meines Knechtes David willen. In jener Nacht zog der Engel des Herrn aus und erschlug im Lager der Assyrer 185 Mann. Als man am nächsten Morgen aufstand, fand man sie alle als Leichen. Da brach Sanherib, der König von Assur, auf und kehrte in sein Land zurück. Er blieb in Ninive.

Wie kann sich eine Situation verändern, wenn man von den Feinden umzingelt und bedroht ist – wie das Volk Israel im heutigen Text – und sich vertrauensvoll an Gott wendet! Wir hören, wie das drohende Unheil von Israel abgewendet wird und der Herr mächtig zugunsten seines Volkes eingreift. Hiskija ist ein König, der sein Vertrauen auf Gott setzt und aufrichtig zu ihm betet, und wir sehen, was dieses Gebet vermag. Hiskija bekennt sich zum wahren Gott, entlarvt die Götzen der Völker als “Werke von Menschenhand” und betet, der Herr möge sich vor allen Völkern als der wahre Gott erweisen.

Hier wird der Weg aufgezeigt, wie ein aufrichtiges und vollmächtiges Gebet eine aussichtslose Situation verändern kann, da Gott sich eines solchen Gebetes annimmt und handelt.

Wir sind also eingeladen, unser ganzes Herz in das Gebet zu legen, um in noch so schwierigen Situationen um Veränderung zu bitten. Dabei ist es gut, nicht nur die eigenen Anliegen im Blick zu haben, denn in vielen Gebeten – besonders in den übergeordneten, die den persönlichen Bereich übersteigen – geht es um die Ehre Gottes und um die Erfüllung seines Willens.

Es ist gewiß nicht so, daß wir Gott an seinen eigenen Willen und sein Handeln erinnern müßten! Aber Gebete, wie das im heutigen Lesungstext sind sehr wertvoll, und sicherlich gefallen sie Gott:

“Nun aber, Herr, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Reiche der Erde erkennen, daß du, Jahwe, Gott bist, du allein!”

Das können wir gut nachvollziehen: Wenn wir z.B. Kindern etwas versprechen, dann erinnern sie uns daran, d.h. sie nehmen uns beim Wort. Genau das ist es, was der Herr liebt: wenn wir uns auf seine Zusagen verlassen, wenn wir ihn an seine eigenen Verheißungen erinnern und an die Taten, die er bereits vollbracht hat. Dann sieht Gott, daß wir ihm glauben und unsere Hoffnung auf sein Wort setzen.

Es ehrt Gott sehr, wenn wir ihm vertrauen. Ja, man kann sagen, daß er – von der Liebe her gesehen – sich diesem Vertrauen in gewisser Weise gar nicht entziehen kann. Das Vertrauen öffnet den Weg, daß Gott sich ungeteilt mitteilen kann, daß er selbst auch auf uns vertraut und uns seine eigenen Anliegen anvertraut.

Das merken wir ja auch im menschlichen Bereich. Wo es gegenseitiges Vertrauen gibt, entsteht eine große Freiheit und Gelöstheit in der Beziehung. Man braucht sich nicht zu schützen und kann sich auf Wege begeben, die man sonst aus Angst gar nicht betreten würde.

Natürlich kann es kein grenzenloses Vertrauen auf Menschen geben. Dazu sind wir Menschen zu wankelmütig und können auf einmal ganz anders als erwartet reagieren. Und es ist gut, daß wir das wahrnehmen und in unser Leben einbeziehen. Das heißt jedoch nicht, daß wir deshalb anderen gegenüber mißtrauisch werden sollen, sondern daß wir die Schwachheit des Menschen einbeziehen. Das gilt natürlich auch für uns selbst, denn es ist wichtig, solange wir noch auf der Erde sind, auch unsere eigene Schwachheit in den Blick zu nehmen:

“Wer also zu stehen meint, der gebe Acht, daß er nicht fällt.” (1 Kor 10,12)

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