Geistlich-seelische Heilung durch Gott »Die Heilung des Unbewußten (II)«

Nachdem ich gestern mit dem Thema der »Heilung des Unbewußten« begonnen habe, möchte ich heute der weiteren Erörterung ein Wort aus der Heiligen Schrift voranstellen: “Sprich mich frei von Schuld, die mir nicht bewußt ist! [Behüte deinen Knecht auch vor vermessenen Menschen;] sie sollen nicht über mich herrschen.” (Ps 19,13).  Auch wenn darin von der Schuld des Menschen gesprochen wird, möchte ich das Wort etwas modifiziert auf unser Thema anwenden und als Bitte an den Herrn richten:

Löse mich von Ketten, die mir nicht bewußt sind! Sie sollen nicht über mich herrschen!

Das folgende Beispiel veranschaulicht die »Heilung des Unbewußten« etwas näher: Als ich vor einigen Jahren in Lettland (im Baltikum) mit einigen Gläubigen im Gespräch war, bemerkte ich eine große Traurigkeit in ihren Augen. Ich sprach sie darauf an und fragte, warum sie denn einen so traurigen Eindruck machten, bekam jedoch keine Antwort.

Da ich die Geschichte Lettlands etwas kenne, wußte ich, daß dieses Land sowohl unter dem Sowjetkommunismus als auch unter dem Nationalsozialismus sehr gelitten hatte. Also fragte ich die Anwesenden, ob sie mir sagen könnten, welche Folgen von damals noch in ihren Seelen nachwirken. Vermutlich hatten sie sich diese Frage noch nie selbst gestellt. Auf meine Nachfrage hin kamen zwei Antworten, die sehr tief blicken ließen.

Eine sagte: »Wir sind mißtrauisch!« Die andere Antwort lautete: »Wir fühlen uns wertlos!« Hier ist erkennbar, daß das Unterbewußte dieser Menschen von negativen Lebensgefühlen aus dieser Zeit geprägt war, die noch nicht überwunden wurden. Es war ihnen gar nicht bewußt, daß diese tiefliegenden negativen Lebensgefühle zum großen Teil Folgen der Besatzungen durch die Sowjetkommunisten und Nationalsozialisten sein können. Diese beiden gottwidrigen, politisch-ideologischen Systeme bedienten sich in den besetzten Gebieten der Spionage und behandelten die Menschen dort als minderwertig. So liegt nahe, daß dieses Problem, wenn es nicht bewußt überwunden wurde, noch heute weite Teile der Bevölkerung, insbesondere der älteren Generation, belastet, in ihren Seelen nachwirkt und den Ausdruck ihres heutigen Lebens mitbestimmt.

Man muß sich die Auswirkungen konkret vorstellen. Vielleicht sind wir schon Menschen begegnet, die sich minderwertig fühlen oder mißtrauisch sind, oder wir kennen solche negativen Lebensgefühle in uns selbst. Es wird erkennbar, wie sehr sich das auf zwischenmenschliche Begegnungen auswirkt. Unter einem solchen Einfluß mangelt es diesen Begegnungen an Freiheit und es schränkt einen unbefangenen Austausch erheblich ein.

Wie kann der Weg der Heilung durch Gott nun aussehen?

Zunächst wäre es gut, wenn Wunden, innere Verletzungen, falsche Informationen, die unsere Seele belasten (z.B. »Du bist nichts wert!«), uns bewußt würden. Wir können den Herrn selbst darum bitten, sie uns transparenter zu machen.  Werden sie uns bewußt, dann können wir sie im Gebet zu Gott tragen und den Heiligen Geist um Heilung bitten. Aber auch wenn sie uns nicht bewußt werden, können wir den Herrn bitten, alle Ketten, die unser Inneres noch binden, zu lösen.

Im Falle des angeführten Beispiels aus Lettland muß das Vertrauen in den betroffenen Menschen wachsen, daß die Situation jetzt anders ist, daß nicht überall Spione stehen, die sie verraten und ausliefern können. Das negative Lebensgefühl des Mißtrauens braucht eine Korrektur durch den Verstand, der klarmacht, daß sich das Leben verändert hat.

Außerdem bedarf es einer Berührung durch den Heiligen Geist, damit sich das Mißtrauen immer mehr auflöst und stattdessen ein normales Vertrauen ins Leben wachsen kann, das von Gott getragen ist.

In Bezug auf Minderwertigkeitsgefühle braucht es die tiefe innere Einsicht, daß unser Wert als Mensch darin besteht, von Gott gewollt, geliebt und erlöst zu sein. Dies ist fundamental, denn wenn uns das nicht bewußt wird und in unser Lebensgefühl eindringt, machen wir uns von der Zuwendung anderer Menschen abhängig. Aber selbst wenn Menschen uns nicht gut behandeln würden, beziehen wir unseren letzten Wert doch aus Gott und nicht von den Menschen. Hier vermag die bewußte Verinnerlichung entsprechender Worte der Heiligen Schrift, welche die Liebe Gottes zu uns bezeugen, Wege zur inneren Heilung zu schenken.

Ich habe dieses Beispiel angeführt, um deutlich zu machen, was ich unter der »Heilung des Unbewußten« verstehe.

In diesem engen Rahmen der täglichen Betrachtungen bleibt mir nur der Rat, den Herrn selbst zu bitten, auch in unser Unbewußtes hinabzusteigen und alles zu berühren, was noch der Heilung bedarf. Vielleicht wird uns dann das ein oder andere, das uns noch bindet und belastet, deutlicher. Nun gilt es, dies bewußt dem Herrn hinzulegen und den Heiligen Geist zu bitten, es zu berühren. Vielleicht löst der Herr dann Ketten, die uns noch im Unbewußten binden, und schenkt uns einen freieren Ausdruck unseres »Erlöstseins in Christus«.

Zum Ausklang des letzten Teils dieses Themas habe ich darum gebeten, daß der Gesang »Shen khar venakhi« von Harpa Dei eingespielt wird. Oft wurde er bei unseren Konzerten gesungen, und wir haben die Menschen eingeladen, ihre inneren Wunden der Schönheit des Gesangs zu öffnen – auch jene, die ihnen nicht bewußt sein mögen. Dazu möchte ich auch im Rahmen der heutigen Betrachtung einladen.

Betrachtung zum Tagesevangelium: https://elijamission.net/keine-falschen-sicherheiten/#more-15610

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