Dominus Jesus, Teil 2

Obwohl es noch viel zu sagen gebe zu diesem Thema, ist es im Rahmen täglicher geistlicher Betrachtungen angebracht, nur die wesentlichsten Punkte herauszuarbeiten, um den Gläubigen die rechte Orientierung zu geben, wie das Verhältnis der katholischen Kirche zu anderen Religionen zu bewerten ist. Dies ist jedoch umso wichtiger, da eine gewisse Desorientierung um sich greift und mit ihr auch eine Unsicherheit in Bezug auf die Verkündigung des Glaubens.

Ich kann nur nachdrücklich empfehlen, das Schreiben „Dominus Jesus“ zu diesem Thema zu lesen. Es gibt klare Wegweisungen, weist alle Formen von Relativierung unseres heiligen Glaubens zurück und betont auch die Bedeutsamkeit der katholischen Kirche mit ihrem Auftrag der Verkündigung des Evangeliums, um wahre Einheit unter den Menschen zu stiften.

Am Vortag des wunderbaren Hochfestes von Mariä Himmelfahrt (an diesem Tag wurde ich 1980 in die heilige katholische Kirche aufgenommen) ist es mir ein großes Anliegen, der gegenwärtigen Verwirrung in diesen Fragen die schlichte Wahrheit entgegenzusetzen. Es darf den Gläubigen nicht der Schwung und Eifer geschmälert werden oder gar verloren gehen, durch Wort und Tat die wunderbare Botschaft des Evangeliums zu verkünden, um so den Himmlischen Vater zu ehren und den Menschen zu dienen.

So mag Papst Benedikt XVI. – zur Zeit des Schreibens war er Glaubenspräfekt – für uns heute eine klare Wegweisung geben, die nach wie vor gilt. Sie ist nichts anderes als das, was das Evangelium und die Kirche bisher immer gelehrt haben. Wer davon abweicht, muß sich rechtfertigen, und nicht diejenigen, welche an der wahren Lehre festhalten. Auf diesem Weg hoffe ich, zur Stärkung der Gläubigen beitragen zu können, damit sie sich nicht von einem Geist verwirren lassen, der die herrliche Botschaft des Glaubens zunehmend dem Geist dieser Welt anpassen möchte, sich fürchtet, in Widerspruch zum „mainstream“ zu geraten und so das Evangelium zu einem lauwarmen Gebräu macht, welches nur vom wiederkommenden Herrn ausgespien werden kann.

Auszüge aus dem Schreiben von »Dominus Jesus« von Kardinal Ratzinger, zum Thema des Verhältnisses zu den nichtchristlichen Religionen, unter Punkt 21:

Gewiß enthalten und bieten die verschiedenen religiösen Traditionen Elemente der Religiosität, die von Gott kommen und zu dem gehören, was »der Geist im Herzen der Menschen und in der Geschichte der Völker, in den Kulturen und Religionen bewirkt«. Einige Gebete und Riten der anderen Religionen können tatsächlich die Annahme des Evangeliums vorbereiten, insofern sie Gelegenheiten bieten und dazu erziehen, daß die Herzen der Menschen angetrieben werden, sich dem Wirken Gottes zu öffnen. Man kann ihnen aber nicht einen göttlichen Ursprung oder eine Heilswirksamkeit ex opere operato zuerkennen, die den christlichen Sakramenten eigen ist. Es kann auch nicht geleugnet werden, daß andere Riten, insofern sie von abergläubischen Praktiken oder anderen Irrtümern abhängig sind (vgl. 1 Kor 10,20-21), eher ein Hindernis für das Heil darstellen ….

Es ist also eine sehr genaue Unterscheidung der Geister notwendig, welche Gebete und Riten anderer Religionen sich als Vorbereitung für den Empfang des Evangeliums eignen und welche ein Hindernis darstellen. So muß man klar vor einer allzu optimistischen Haltung in Bezug auf eine Inkulturation warnen, welche nicht die notwendige Unterscheidung der Geister vollzieht und so zur Verwirrung beiträgt.

Ein weiteres Zitat, unter Punkt 22:

Mit dem Kommen Jesu Christi, des Retters, hat Gott die Kirche für das Heil aller Menschen eingesetzt (vgl. Apg 17,30-31). Diese Glaubenswahrheit nimmt nichts von der Tatsache weg, daß die Kirche die Religionen der Welt mit aufrichtiger Ehrfurcht betrachtet, schließt aber zugleich radikal jene Mentalität des Indifferentismus aus, die »durchdrungen ist von einem religiösen Relativismus, der zur Annahme führt, daß ”eine Religion gleich viel gilt wie die andere“«. Wenn es auch wahr ist, daß die Nichtchristen die göttliche Gnade empfangen können, so ist doch gewiß, daß sie sich objektiv in einer schwer defizitären Situation befinden im Vergleich zu jenen, die in der Kirche die Fülle der Heilsmittel besitzen…

Eine klare Wegweisung: Anerkennung und Respekt den menschlichen Bemühungen entgegenbringen, die nach Gott suchen und ihm dienen wollen, und auch den Elementen, wo in den Religionen Wahrheit zu finden ist („Samen des Wortes“). Gleichzeitig weiß man um Grenzen und Irrtümer anderer Religionen.

Ein weiteres Zitat, unter Punkt 22:

Auch im interreligiösen Dialog behält die Sendung ad gentes »heute und immer… ihre ungeschmälerte Bedeutung und Notwendigkeit«. »Gott will ja, ”daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). Gott will, daß alle durch die Erkenntnis der Wahrheit das Heil erlangen. Das Heil liegt in der Wahrheit. Wer dem Antrieb des Geistes der Wahrheit gehorcht, ist schon auf dem Weg zum Heil; die Kirche aber, der diese Wahrheit anvertraut worden ist, muß dem Verlangen des Menschen entgegengehen und sie ihm bringen. Weil die Kirche an den allumfassenden Heilsratschluß Gottes glaubt, muß sie missionarisch sein«. Deswegen ist der Dialog, der zum Evangelisierungsauftrag gehört, nur eine der Tätigkeiten der Kirche in ihrer Sendung ad gentes. Die Parität, die Voraussetzung für den Dialog ist, bezieht sich auf die gleiche personale Würde der Partner, nicht auf die Lehrinhalte und noch weniger auf Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes, im Vergleich zu den Gründern der anderen Religionen.

Eine sehr wesentliche und klärende Aussage. Der Dialog ist nur eine der Tätigkeiten und nicht etwa die einzige in Bezug auf die Verkündigung des Evangeliums. Die Gleichberechtigung im dialogischen Gespräch bezieht sich auf die Würde der Person, nicht aber auf den Inhalt der Religion.

Bleibt noch eine letzte wesentliche Aussage für dieses Thema hier, im Rahmen der täglichen Ansprachen:

Zitat aus Dominus Jesus, unter Punkt 23:

Bei der Erörterung des Themas der wahren Religion stellten die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils fest: »Diese einzige wahre Religion, so glauben wir, ist verwirklicht in der katholischen, apostolischen Kirche, die von Jesus, dem Herrn, den Auftrag erhalten hat, sie unter allen Menschen zu verbreiten. Er sprach ja zu den Aposteln: ”Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28,19-20). Alle Menschen sind ihrerseits verpflichtet, die Wahrheit, besonders in dem, was Gott und seine Kirche angeht, zu suchen und die erkannte Wahrheit aufzunehmen und zu bewahren«.

Den Katholiken ist also von Gott die wahre Religion anvertraut, und sie soll unter allen Menschen verbreitet werden. Das ist die Wahrheit, der wir im Glauben verpflichtet sind.

Damit möchte ich vorerst das Thema abschließen.

Die Frage nach den Auswirkungen der Praxis von Yoga hat zu dieser erweiterten Betrachtung geführt. Durch die Ausführungen der letzten beiden Tage sollte es deutlich werden, daß wir uns nicht einfach einer spirituellen Praxis oder auch Heilmethoden überlassen können, welche zu einer anderen Religion oder einem fremden geistigen System gehören. Es ist immer im Sinne der Unterscheidung der Geister zu prüfen, auf was man sich einläßt und welche Auswirkungen dies auf die Seele in Bezug auf den wahren Glauben haben kann. Das uns von Gott anvertraute Gut des Glaubens bedarf des Schutzes und der Weitergabe an die suchenden Menschen.


Harpa Dei begleitet gesanglich die täglichen Schriftauslegungen bzw. geistliche Lehre von Br. Elija, ihrem geistlichen Vater . Diese Meditationen kann man auf folgender website hören: https://www.elijamission.net