Die kleine Herde

Anmerkung: Obgleich wir uns in der Osteroktav befinden, in der die Heiligengedenktage normalerweise nicht gefeiert werden, möchte ich heute auf den Heiligen Franz von Paula eingehen. Wer es vorzieht, die Betrachtung der österlichen Texte zu hören, kann sie dem Archiv entnehmen: https://elijamission.net/2023/04/11/

Lk 12,32-34

Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben. Verkauft eure Habe, und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frißt. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.

Im Novus Ordo wurden dieses Evangelium für den Heiligen Franz von Paula ausgewählt.  Er wurde am 27. März 1416 als Kind armer Eltern in Paula, einer kleinen Stadt Kalabriens, im Königreiche Neapel, geboren. Den Namen Franziskus erhielt er, weil seine Eltern ihr Gebet um ein Kind an den Heiligen Franziskus gerichtet hatten und Erhörung fanden. Seiner Fürbitte verdankten die frommen Eltern auch, daß ihr Kind von einer drohenden Blindheit befreit wurde. Die Eltern legten ein Gelübde ab, daß sie Franz für ein Jahr in ein Franziskanerkloster geben würden; das erfüllten sie, als ihr Sohn dreizehn Jahre alt war.

Schon in diesem Alter zeigte sich bei dem Knaben eine starke asketische Frömmigkeit. Als er das Kloster wieder verließ, entschloss er sich bereits mit 15 Jahren – mit dem Einverständnis der Eltern – Einsiedler zu werden. In seiner Einsamkeit führte nun der Knabe nicht weit vom Meer entfernt, ein strenges Leben nach dem Vorbild der alten Einsiedler in der Wüste. Er schlief auf einem Felsen und lebte nur von Kräutern und Wurzeln, die er selbst sammelte oder von gutherzigen Leuten bekam. So verbrachte er vier Jahre ganz allein in strengster Buße. Dann schlossen sich ihm zwei fromme Männer an, um gleichermaßen Buße zu üben.

Kaum hatten die Bewohner der Umgebung von dem wundersamen Leben der Einsiedler gehört, eilten sie herbei und bauten ihnen Zellen und eine kleine Kapelle. Ein Priester der Pfarrei, zu der ihr Platz gehörte, las ihnen die Heilige Messe, hörte die Beichte und reichte ihnen die heilige Kommunion.

Als sich dem Heiligen immer mehr Menschen anschlossen, gründete Franz den Orden der Minimen, auch Paulaner genannt, der nach der Regel des Heiligen Franziskus lebte. Neben den drei üblichen Gelübden legten sie noch ein viertes ab, nämlich den Verzicht auf Fleisch und alle tierischen Produkte.

In der Folgezeit breitete sich der Orden aus. Viele Wunder werden dem Heiligen zugeschrieben und bis ins hohe Alter sorgte er sich um die verschiedenen Gründungen, die zur Ehre Gottes entstanden sind.

Immer wieder erweckt unser Herr Heilige, die der Welt eine Botschaft bringen und seine Gegenwart in besonderer Weise sichtbar machen sollen. Darin zeigt sich die Sorge unseres himmlischen Vaters um die Menschen, die er in sein Reich heimführen möchte. Das Licht, das vom Heiligen Franz von Paula ausging, hat viele Menschen erreicht. Obwohl er sein Leben gern als Einsiedler in der Stille mit dem Herrn verbracht hätte, folgte er der Führung Gottes, der sein Licht auf den Scheffel stellte, damit viele es sehen und sich zu Gott bekehren.

Der Evangelientext an seinem Gedenktag spricht von einer kleinen Herde, die vom Herrn angesprochen wird. Gemeint sind jene, die dem Herrn von ganzem Herzen nachfolgen und bereit sind, sich ihm ganz zu schenken und so auf den Ruf des Herrn entschieden zu antworten. Nicht jeder ist dazu berufen, es dem Heiligen Franz von Paula gleichzutun; doch sind die Heiligen für uns immer auch eine Mahnung, uns zu fragen, ob wir bereit sind, den Schatz zu erwerben, der nicht abnimmt und der im Himmel sicher aufbewahrt ist. Wir wissen, daß es die guten Werke sind, die uns nachfolgen.

In der heutigen Zeit der großen Verwirrung und des Abfalls von Gott, der bis in die Kirche hineinreicht, sind mit der »kleinen Herde« sicher jene Gläubige gemeint, die dem Herrn in Zeiten der Dunkelheit treu bleiben und sich nicht beirren lassen. Das braucht einen Glaubensmut, der die Heiligen unserer Kirche auszeichnet. Es ist nicht leicht, gegen den Strom schwimmen zu müssen. Es ist heute nicht leicht, Sünde auch als Sünde zu bezeichnen, wenn das Bewußtsein für Schuld schwindet und man in einer Welt lebt, in der z.B. das Töten unschuldiger Kinder – wie in Frankreich, der ältesten Tochter der Kirche – gar zum Recht erhoben wird. Es ist nicht leicht, auszuharren, wenn das Festhalten an den Geboten Gottes und der heiligen Tradition der Kirche gar als Rigorismus verleumdet wird. Es ist nicht leicht, zuschauen zu müssen, wie der antichristliche Geist sich in den Nationen ausbreitet und die Völker vergiftet.

In diesen Zeiten ist besonders das »gute Bekenntnis« gefragt, und wir dürfen uns nicht scheuen, es abzulegen. Es ist unser auferstandener Herr, den der Tod nicht festhalten konnte, der seine Jünger aussendet, um die Völker unserem himmlischen Vater zuzuführen. Wie klein die Herde auch sein mag, das Reich ist ihr geschenkt, wenn sie dem treu bleibt, der sie liebt.

Es braucht den Eifer und die Unbedingtheit jener Menschen, die uns die Kirche als Heilige vor Augen stellt. Sie sind uns nicht nur ein Vorbild, sondern sie sind »Verbündete«, die uns beistehen, wenn wir in einer Zeit apokalyptischer Wehen Licht in dieser Welt sein sollen, wenn die »kleine Herde« gerufen ist, geistlich Verantwortung wahrzunehmen und für jene einzustehen, die sich verirrt haben.

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