Die Gaben des Heiligen Geistes (7/7): DIE GABE DER WEISHEIT

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Während die Gabe des Verstandes in die Geheimnisse Gottes eindringt, schenkt uns die Gabe der Weisheit ein “köstliches Erkennen” Gottes! “Kostet und seht, wie gut der Herr ist!”, ruft der Psalmist aus (Ps 34,9). Zuerst lädt er uns ein zu kosten, und dann erst zu sehen!

Die Gabe der Weisheit schenkt uns eine Erfahrung des Herzens durch eine innere Schau in die Liebe Gottes. Deshalb sprechen wir von einem “geistlichen Kosten der Liebe Gottes.”

Zwischen Gott und uns besteht eine Art innerer Verwandtschaft; mit dem Herzen gelangen wir zu einem intuitiven Erfassen Gottes, denn es heißt in der Schrift:

“Wer sich an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm!” (1 Kor 6,17)

Durch diese innere Verwandtschaft bekommt das Erkennen der Geheimnisse Gottes eine besondere Wärme, so wie ein Sonnenstrahl zugleich erwärmt und erhellt.

Erfahren wir die Wirksamkeit der Gabe der Weisheit, so ergreift es mächtig den Willen, zieht die Seele in Gott hinein und leuchtet als Licht auf den Verstand. Die Seele schaut die Erhabenheit Gottes und ruft voll Entzücken aus:

“O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! Denn wer hat die Gedanken des Herrn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Wer hat ihm etwas gegeben, so daß Gott ihm etwas zurückgeben müßte? Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.” (Röm 11,33- 35)

Je mehr die Seele Gott liebt, desto mehr wird diese Gabe der Weisheit in ihr wirksam. Mit dem inneren Verkosten des Herrn wächst auch die Liebe. Und wenn die Liebe wächst, dann wird auch die Kraft zur Vereinigung mit Gott größer und wir kommen dem Ziel unseres geistlichen Lebens näher.

Das wirkt sich unmittelbar auf das Gebet aus. Die Seele fühlt sich von Gott ergriffen, mit ihm vereinigt. Sie kostet ihn nicht mit den Sinnen, sondern auf geistige Weise, so innig wie das möglich ist in diesem irdischen Leben. Sie wird derart von der Liebe entflammt, daß sie alles nur noch in Gott sieht.

Dies ist aber nicht nur auf das Gebetsleben bezogen, sondern wirkt sich nachhaltig auch auf das praktische Leben aus. Die Seele sieht nach diesen inneren Erfahrungen auch all ihre Tätigkeiten im Lichte Gottes, und so teilt sich die Gabe der Weisheit den normalen Lebensumständen mit.

Wie wir wissen, sind die Gaben des Geistes ein Geschenk Gottes, das wir nicht mit unserem Willen herbeiführen, aber dennoch gut vorbereiten können! Um die Gabe der Weisheit in uns wirksam werden zu lassen, müssen wir nach der Liebe streben und Tag für Tag in ihr wachsen wollen.

Es gilt, selbstvergessen den Weg der Nachfolge Christi zu gehen und uns um die Tugend der Demut zu bemühen, denn den Klugen und Weisen im Sinne der Welt ist diese Weisheit verborgen, den Unmündigen aber offenbart:

“In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.”  (Lk 10,21)

Haben wir die Gabe des Verstandes mit den heiligen Cherubim in Verbindung gebracht, dann könnten wir in Bezug auf die Gabe der Weisheit vermuten, daß es die heiligen Seraphim sind, welche von Gott her die Aufgabe haben, uns die Weisheit zu vermitteln. Sie gelten ja als die feurigen Engel der Anbetung Gottes!