Papst Callistus I. »Vom Sklaven zum milden Papst«Vom Sklaven zum milden Papst«

Heute schauen wir auf den Heiligen Papst Callistus I. (*160, †222), einen der frühen Päpste, der eine sehr bewegende Lebensgeschichte hatte.

Manches davon bleibt im Dunkeln. Die genauesten Angaben über ihn erhielt man durch seine Gegner, wobei diese möglicherweise von der Feindschaft gefärbt sind.

Callistus ist wohl als Sohn einer Sklavin zur Welt gekommen. Es wird berichtet, daß Carpóphorus, ein Christ, gegen Ende des zweiten Jahrhunderts bei anderen Christen Geld für die Versorgung von Witwen und Waisen gesammelt haben soll. Sein Sklave Callistus – der spätere Papst – wurde mit der Verwaltung des Geldes betraut, verlor es jedoch und floh aus Angst aus der Stadt. Er wurde jedoch gefangengenommen und an seinen Herrn zurückgegeben. Als er später freigelassen wurde, löste er eine Kontroverse in einer Synagoge aus, wurde erneut verhaftet und zur Arbeit in die Minen Sardiniens geschickt. Schließlich wurde er auf Ersuchen der Kaiserin, die mit den Christen sympathisierte, wieder freigelassen. Während er sich von einer Krankheit erholte, wurde Callistus der Obhut von Papst Victor I. anvertraut. Dieser Papst starb um 199 und Callistus blieb im Dienst seines Nachfolgers, Papst Zephyrinus, der ihn zum Diakon weihte.

Zu dieser Zeit hatten die Diakone ein weites und wichtiges Betätigungsfeld. Callistus wurde als Verwalter der riesigen unterirdischen Begräbnisanlagen, der Katakomben, eingesetzt. Bis heute sind sie als die “Katakomben des Callistus” bekannt. Als Papst Zephyrinus starb, wurde Callistus zum Papst gewählt.

Seine Hauptgegner waren vor allem Hippolyt, ein Priester aus Rom, der sich zum Gegenbischof und schließlich zum ersten Gegenpapst in der Geschichte erhob. Der zweite war der Schriftsteller und Theologe Tertullian, der zunächst als orthodox galt, dann aber der Irrlehre des Montanismus anhing.

Papst Callistus I., der als großer Evangelisator galt und durch den viele Menschen zum wahren Glauben fanden, wurde vorgeworfen, er sei zu nachgiebig mit den Sündern. Zu jener Zeit stellte sich die Frage, wie mit Menschen umgegangen werden sollte, die öffentlich gesündigt hatten, später aber bereuten. Einige dieser Sünder waren einer häretischen Sekte beigetreten, hatten Ehebruch begangen oder sich den kaiserlichen Erlassen unterworfen, die die Anbetung des Kaisers und der römischen Götter vorschrieben. Während Hippolyt und auch andere Christen die Ansicht vertraten, daß bestimmte Sünden nicht vergeben werden könnten, bestand Callistus darauf, daß die Beichte eine Wiedereingliederung des reuigen Sünders in die Kirche ermöglichte. Er erlaubte auch gültige Ehen zwischen Frauen des römischen Adels und Sklaven.

Seine Gegner warfen Callistus I. vor, daß er Sünden quasi toleriere, was jedoch nie der Fall war. Er wollte die Barmherzigkeit Gottes für alle Sünden, auch die schwersten, gelten lassen, bei entsprechender Reue des Sünders. Diese Praxis hat sich Gott sei Dank bis heute in der ganzen Kirche durchgesetzt.

Callistus führte den Brauch des Fastens am Aschermittwoch und an drei Samstagen ein und ließ als Erster Kirchen ausmalen. Er versuchte nachdrücklich, den Einfluss des Bischofs von Rom für die gesamte Kirche zu mehren, auch wenn es bei ihm noch nicht zu einer lehrmäßigen Definition des Primats kam.

An diesem Heiligen kann man erkennen, wie Gott die schwere Zeit, die er als Sklave erlebt hatte, und das Elend, das er dadurch kannte, in den Dienst genommen hat, um sein Herz für die Not der Menschen zu weiten. Es war nicht nur die materielle Not, die er kannte. Besonders lag ihm das seelische Elend der Menschen am Herzen, die in der Sünde lebten. Das ist ein wichtiger Aspekt der wahren Liebe, denn wir wissen aus den Zeugnissen der Heiligen Schrift, daß Gott sich der Sünden der Menschen erbarmen will und ihnen bei entsprechender Reue vergibt. Der Sünder befindet sich in einem elenden Zustand! So war es ein großes Verdienst des heiligen Papstes, den Wert der Buße zu betonen und damit auch die Barmherzigkeit Gottes hervorzuheben.

Doch das ist in der heutigen Zeit, in der in der Kirche viel von Barmherzigkeit die Rede ist, wichtig zu realisieren: Barmherzigkeit darf nie mit der Relativierung der Sünde einhergehen. Erst wenn der Mensch umkehrt und seine Taten bereut, kann die Barmherzigkeit sein Herz erreichen und es umwandeln.

Callistus I. hatte dies bereits vor seiner Zeit als Diakon und Papst der Kirche verstanden und wurde so ein “milder Papst”, dessen Dienst durch das Martyrium gekrönt wurde. Als unter dem Kaiser Alexander Severus eine Christenverfolgung ausbrach, wurde ein römischer Priester namens Calepodius gefoltert und mit einem Mühlstein um den Hals in den Tiber geworfen. Papst Callistus fand seine Leiche und begrub sie in einer Katakombe. Einer Überlieferung zufolge erschien Calepodius dem Papst und prophezeite ihm, daß auch er bald einen Märtyrertod erleiden werde. Kurz darauf wurde Papst Callistus verhaftet, eine Woche lang ausgehungert und gefoltert. Schließlich wurde er mit einem Stein um den Hals in einen tiefen Brunnen geworfen. Seine Leiche wurde später geborgen und neben Calepodius begraben. Im 9. Jahrhundert wurden beide in die Kirche Santa Maria in Trastevere überführt.

Heiliger Callistus, bitte für uns und die Kirche, daß ihre eifrige Verkündigung bei aller Milde immer von der unveränderlichen Wahrheit durchdrungen sei!

Betrachtung zur Tageslesung: https://elijamission.net/gott-wird-an-seinen-werken-mit-der-vernunft-wahrgenommen-2/#more-12838

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