Die Apostelgeschichte (Apg 9, 17–25): »Paulus wird wieder sehend und verkündet den Herrn«        

Hananias ging hin und trat in das Haus ein; er legte ihm die Hände auf und sagte: Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Weg, den du gekommen bist, erschienen ist; du sollst wieder sehen und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen und er sah wieder; er stand auf und ließ sich taufen. Und nachdem er etwas gegessen hatte, kam er wieder zu Kräften. Einige Tage blieb er bei den Jüngern in Damaskus; und sogleich verkündete er Jesus in den Synagogen: Dieser ist der Sohn Gottes. Alle, die es hörten, waren fassungslos und sagten: Ist das nicht der Mann, der in Jerusalem alle vernichten wollte, die diesen Namen anrufen? Und ist er nicht auch hierhergekommen, um sie gefesselt vor die Hohepriester zu führen? Saulus aber trat umso kraftvoller auf und brachte die Juden in Damaskus in Verwirrung, weil er ihnen darlegte, daß Jesus der Christus ist.

So verging einige Zeit; da beschlossen die Juden, ihn zu töten. Doch ihr Plan wurde dem Saulus bekannt. Sie bewachten sogar Tag und Nacht die Stadttore, um ihn zu beseitigen. Aber seine Jünger nahmen ihn und ließen ihn bei Nacht in einem Korb die Stadtmauer hinab.

Hananias hatte durch die Worte des Herrn seine Furcht überwunden, Saulus, den früheren Verfolger der Christen, aufzusuchen. Der Herr hatte zu ihm gesagt: “Geh nur! Denn dieser Mann ist mir ein auserwähltes Werkzeug”. Als Hananias dann bei Saulus einkehrte, sprach er: “Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt”, und legte Paulus die Hände auf. Dieser konnte sofort wieder sehen. Der Herr hatte aus dem Feind der Christenheit einen Bruder gemacht. Auf das Gebet des Hananias hin wurde er mit dem Heiligen Geist erfüllt und ließ sich taufen. Jetzt gehörte Paulus zur jungen Kirche, und all die Worte des Herrn über ihn begannen sich zu erfüllen.

Wir sehen, wie Paulus sich nach seiner Bekehrung bereits für den Herrn einsetzt. Er beginnt in den Synagogen von Damaskus zu predigen. Die Menschen dort können es kaum fassen! Alle kannten sie ihn als Verfolger und konnten sich nicht erklären, wie er, der fanatisch die Christen ins Gefängnis werfen oder töten ließ, nun zum Verkünder Jesu werden konnte und vor ihnen Jesus als den Sohn Gottes bekannte. Welch eine Wende!

Die Juden in Damaskus begegnen dem großen Geheimnis, daß Gott einen Menschen vom falschen Weg wegführen und auf den richtigen Pfad leiten kann. Manchmal geschieht das von außen betrachtet sogar sehr schnell, daß der betroffene Mensch in kurzer Zeit seine Richtung ändert. Aber dem geht schon lange etwas voraus, was nur der Herr weiß.

Gewiß braucht der neu zum Glauben gefundene Bruder dann noch einen Weg, damit der Glaube sich vertieft und ihn ganz durchdringt. Aber das Entscheidende ist bereits geschehen: In der Gnade Gottes hat Paulus den Herrn als Sohn Gottes erkannt und beginnt bereits, es öffentlich zu bezeugen. Das kennen wir von nicht wenigen Menschen, welche die Gnade einer wahren Bekehrung erlebt haben. Sie wollen ihren Glauben bekennen, und vor allem wollen sie, daß auch andere Menschen das Glück einer wahren Bekehrung erfahren und dem Herrn begegnen. Wie könnte es auch anders sein? Wie sollte man ihnen verwehren, anderen die Wasserquelle bekanntzumachen, die sie noch nicht kennen, die Quelle, aus der das Wasser des ewigen Lebens fließt? Im 22. Kapitel der Offenbarung des Johannes heißt es:

“Er zeigte mir einen Strom, das Wasser des Lebens, klar wie Kristall; er geht vom Thron Gottes und des Lammes aus. Zwischen der Straße der Stadt und dem Strom, hüben und drüben, steht ein Baum des Lebens. Zwölfmal trägt er Früchte, jeden Monat gibt er seine Frucht; und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker” (Apk 22,1-2).

Wer das erkannt und erfahren hat, will die neue Liebe, die größer ist als alles, was man zuvor erfahren hat, mit anderen Menschen teilen und so in den Dienst des Herrn treten. Das war bei Paulus nicht anders. Seine Predigt war offensichtlich sehr kraftvoll, und die Juden gerieten in Verwirrung. Der Heilige Geist hatte ihn erfüllt. Außerdem kannte er die Schriften des Alten Testamentes sehr gut und war mit allem vertraut, was die Juden wußten. Er galt ja als früherer Schüler des Gamaliel (vgl. Apg 22,3). So konnte er ihnen darlegen, daß Jesus der erwartete Messias war, und es war sicher schwierig, ihn zu widerlegen.

Eine Zeitlang konnte Paulus frei predigen, doch dann begegnete er der Feindschaft gegenüber Jesus und dem neuen Glauben, die er zuvor selbst in sich getragen hatte. Sie konnte sich nicht einmal durch das Zeugnis eines Paulus, der vor aller Augen eine Wandlung vollzogen hatte und jetzt mit Vollmacht das Evangelium verkündete, auflösen. Sein Zeugnis brachte sie nicht zum Umdenken. Ihre Herzen waren offensichtlich verstockt, und es ist schwer für den Herrn, solche Menschen zu erreichen.

Paulus erlebte nun, daß die Juden auch ihn töten wollten. Sie bewachten alle Ausgänge der Stadt, um ihn zu beseitigen. Als ihr Plan bekannt wurde, konnte er mithilfe seiner Jünger entkommen: Er wurde in einem Korb die Stadtmauer heruntergelassen. Seine Stunde war noch nicht gekommen! Der Herr wird ihn aussenden, das Evangelium überall zu verkünden und ihn erst dann in seine ewige Heimat rufen, wenn er seine Aufgabe erfüllt hat.

Betrachtung zur Tageslesung: https://elijamission.net/in-der-freude-bleiben-2/#more-11648

Betrachtung zum Tagesevangelium: https://elijamission.net/die-liebe-gottes-lieben-3/#more-14150

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